Der Publikumsrat des ORF ist am Montag zu seiner letzten Sitzung in dieser Funktionsperiode zusammengetreten. Die Neukonstituierung ist für den 2. Februar 2006 angesetzt, die Faxwahl von sechs Vertretern endet Montag Mitternacht. Einmal mehr wurde am Montag Kritik am Wahlmodus laut. Für die Zukunft wünscht sich die Hörer- und Sehervertretung mehr Kompetenzen, in den vergangenen vier Jahren habe man aber einige Erfolge erzielt.

Das Wahlergebnis soll am Mittwochnachmittag vorliegen. Vorläufige Ergebnisse, auch über die Wahlbeteiligung, würden nicht bekannt gegeben, sagte ORF-Generaldirektorin Monika Lindner. Caritas-Präsident Franz Küberl kritisierte, dass mit der Faxwahl das Wahlgeheimnis nicht gewahrt sei. Ein neuer Wahlmodus tue Not: "Ich hoffe, dass nach dieser Wahl die Zeit für Vorschläge reif ist."

Kritik an "Karlich Show"

Publikumsrats-Vorsitzender Georg Weißmann sah in seiner Tätigkeitsbilanz Fortschritte auf dem Gebiet der Volksgruppen-Programme und verwies auf den "Quiz Express", den der ORF nach massiven Protesten auch im Publikumsrat auf "Sommerpause" bisher ohne Wiederkehr schickte. Auch zu den Dating-Shows "Dismissed" und "Bachelor" habe man sich deutlich zu Wort gemeldet, blickte Weißmann zurück.

Unzufrieden ist er nach wie vor mit der "Barbara Karlich Show": Eine Ausgabe des Nachmittags-Talks hat der Publikumsrat bereits vor den Bundeskommunikationssenat gebracht, und schon wieder liegen Beschwerden vor. Die Sendungsverantwortlichen hätten "unschuldig" getan, kritisierte Weißmann, "null Einsehen" konstatierte auch Karl Guschlbauer vom Beschwerdeausschuss. "So kann man mit einem Gremium nicht umgehen", kritisierte Weißmann. "Wenn man schon weiß, es ist Mist passiert, dann kann man ja sagen, ab jetzt wird's anders, aber es war Mist." Generell wäre "präventive Qualitätskontrolle" im ORF-Programm wünschenswert, sagte der Vorsitzende.

Der Publikumsrat leidet unter dem Image eines zahnlosen Gremiums, hat er doch weder Entscheidungskompetenz im Programm, noch kann er Beschlüsse des ORF-Stiftungsrats verhindern. "Die Formalkompetenzen sind nicht wirklich aufregend", räumte Guschlbauer ein. Allerdings seien die ORF-Programmverantwortlichen für den "Erfahrungsaustausch" dankbar, so sein Eindruck. Hans Preinfalk (Arbeiterkammer) wünschte sich eine Resolution an die Parlamentsparteien für mehr Kompetenzen. Günter Tolar stellte zur Debatte, ob der Publikumsrat "seiner Aufgabe wirklich nachkommen kann". Daran "erlaube ich mir zu zweifeln", so die Einsicht des SPÖ-nahen Mitglieds, das diesmal nicht zur Wahl nominiert wurde.

Neue Richtlinien

Was sein Kollege Fritz Muliar, der heuer wieder mit anderen SPÖ-nahen Kandidaten zur Direktwahl steht, ausdrücklich bedauerte, ebenso wie Andrea Konrads Ausscheiden. Dies richtete er seinen "eigenen Leuten" ausdrücklich und öffentlich aus.

Der Publikumsrat beschloss am Montag noch neue Richtlinien für so genannte "Beiträge im Dienste der Allgemeinheit", also Spots von Interessensvertretungen. Preinfalk plädierte dafür, Spots der Bundesregierung für unzulässig zu erklären, sein entsprechender Antrag fand aber keine Mehrheit. (APA)