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Jungfrau, Stier, Zwilling und Co. haben bald wieder Hochsaison. Der Blick in die Zukunft gehört zum vorsilvesterlichen Pflichtprogramm - die Zeit der Jahreshoroskope ist gekommen. Dass sich diese Prognosen größter Beliebtheit erfreuen, hat unter anderem eine Umfrage des Linzer market-Instituts belegt. Darüber, was ihren Wahrheitsgehalt angeht, scheiden sich allerdings die Geister.

Der Umfrage zufolge outeten sich 29 Prozent der Befragten als Sternengläubige. Jeder Zweite sagte sogar, die Horoskop-Rubriken in Tageszeitungen "zum Spaß" regelmäßig zu lesen. Was verbirgt sich hinter den begehrten Vorhersagen? "Hundertprozentiger Humbug", sagt Univ.-Prof. Dr. Ronald Weinberger vom Institut für Astrophysik an der Uni Innsbruck.

Der Wissenschafter sieht den Fehler des astrologischen Systems schon in dessen Ansatz: Die Tierkreiszeichen und Sternbilder, auf denen Horoskope u.a. basieren, wurden zu einer Zeit geboren, als die Menschen noch nichts von der "Räumlichkeit" des Himmels wussten. Die Sterne, welche die einzelnen Sternbilder definieren, hätten in Wahrheit überhaupt nichts miteinander zu tun. Allein die Fantasie der Menschen habe zwischen diesen Sternen "Verbindungen" geschaffen.

Darauf, dass auch die einzelnen Prognosen der Zeitungshoroskope manchmal eher der Fantasie des Verfassers als der Stimme der Sterne entspringen, deuten ihre oft sehr breit gefächerten und stark voneinander abweichenden Aussagen. Meist, weiß Weinberger, würden Horoskope überdies von aus der Psychologie bekannten "Barnum-Aussagen" wimmeln. Das sind völlig allgemeine Floskeln, die so formuliert werden, dass man sie auf sich persönlich beziehen kann. Diese Wirkung ist Intelligenz-unabhängig, sagt der Astrophysiker.

Auch bei Sterndeuteprofis stoßen diese Horoskope nicht auf ungeteilte Gegenliebe. "Was in den Medien steht, ist oft mehr als dürftig", sagt Maria Luise Mathis, Präsidentin des Österreichischen Astrologenverbandes. Diese Horoskope würden meist lediglich das Sonnenzeichen, also die astrologische Zeitqualität berücksichtigen, nicht aber das Mondzeichen oder den Aszendenten. Es werde hier einfach ein zu kleines Fenster aufgemacht und nur zwölf von insgesamt 1.728 Möglichkeiten berücksichtigt. "Es wäre falsch, sein Urteil über Astrologie aus den Zeitungen abzuleiten", warnt sie.

Fürsprecherin der beliebten Zeitungshoroskope ist hingegen die Astro-Ikone Gerda Rogers. Die Untersuchung der Zeitqualität entspreche quasi einem Wetterbericht, vergleicht sie. Auch ein Wetterbericht könne nicht das individuelle Wachstum eines Baumes vorhersagen, allenfalls wird er die Voraussetzungen beleuchten. Ebenso verhalte es sich mit Tageshoroskopen, die bestimmte Vorzeichen - also die astrologische Großwetterlage - untersuchen. Auf 75 Prozent der Betroffenen würden diese Prognosen - so sie von professionellen Astrologen erstellt sind - zutreffen, schätzt Rogers.

Das Zeitungshoroskop wurde übrigens vor 75 Jahren in den USA aus der Taufe gehoben. Urheberin war angeblich die amerikanische Astrologin Evangeline Adams. Im Jahr 1930 soll sie einer ihr unbekannten Kundin eine Prognose gegeben und dabei einen gefährlichen Aspekt übersehen haben. Daher schaltete sie anschließend eine Anzeige im "Sunday Telegraph", in der sie die Frau umfassend warnte. Die Leser waren von dieser ko(s)mischen Botschaft derart begeistert, dass Adams unverzüglich angeworben wurde: Das Zeitungshoroskop war geboren. (apa)