Foto: Regine Hendrich
Dass ein Kaffeehaus in Wien nicht bloß eine lieblose Tränke ist, an der man bräunlich-heißes Wasser mit Milch zu sich nimmt, sondern vielmehr eine soziale und kulturelle Oase im Tumult des Alltags darstellt, beschreibt Christopher Wurmdobler in seinem Buch Kaffeehäuser in Wien.

Und zwar mit dem Wissen, das notwendig ist, um die einem in Kaffeehäusern begegnende Folklore mit ihren ungeschriebenen Gesetzen richtig deuten zu können. Folglich erläutert er den richtigen Umgang mit den sich oft nicht auf den ersten Wink hin als Dienstleister verstehenden Kellnern ebenso wie Benimmregeln angesichts eines Garderobenfräuleins, das einem an die Wäsche, genauer, an den Mantel oder die Jacke will. Dieses umfassend informierende A-Z, das den Bogen von der "Atmosphäre" bis zur "Zeit" spannt, stellt der Falter-Redakteur dem Serviceteil seines Buchs voran. Anschließend führt Wurmdobler durch die Kaffeehäuser Wiens, resümiert abgewogen und bietet - von Gerhard Wasserbauers mit sicherem Instinkt für den richtigen Blickwinkel geschossenen Fotos illustriert - eine nicht nur für leidenschaftliche Kaffeehausgeher spannende Lektüre. Auch für erkundungswillige Wiener und Besucher der Stadt ist dieser "Führer durch eine Wiener Institution" essenziell.

Enden tut dieser mit einem weiteren Serviceteil zu den Themen "Die schicken Neuen", womit Lokale, die den Spagat zwischen Tradition und modernem Schick meistern, gemeint sind. Weiters "Kaffeegeschäfte", "Konditoreien" und "Coffeeshops".

In letztgenannter Kategorie findet dann selbst die US-Kette Starbucks und ihre Kundschaft Erwähnung - mit dem gebotenen Mitleid. (Karl Fluch, DER STANDARD-Printausgabe 06.12.2005)