Verhandelt wird in dem Prozess des irakischen Sondertribunals nur ein Fall - die Verfolgung der Bewohner des schiitischen Dorfes Dudshail, nördlich von Bagdad, durch das Saddam-Regime. 1982 verübten Oppositionelle einen Anschlag auf den Konvoi des damaligen Präsidenten; Saddam ließ daraufhin fast 150 Dorfbewohner töten und eine große Zahl foltern, um Geständnisse über die mutmaßlichen Attentäter zu erpressen. Gleich nach ihrer Verhaftung nach dem gescheiterten Attentat in Dudshail sei sie von Polizisten gezwungen worden, sich vor ihnen zu entkleiden, berichtete die "Zeugin A".
"Sie fesselten meine Hände, sie schlugen mich mit Kabeln und sie gaben mir Elektroschocks", schilderte die Frau, die damals noch eine Jugendliche war, ihre Folter. Danach sei sie in einem kleinen, nur mit Rotlicht erleuchteten Raum gesperrt worden. Dort habe sie nur ihre Schuhe als Kopfkissen zum Schlafen gehabt. Die Verhöre hätten sich über Wochen hingezogen. "Durch ein schmales Fenster gaben sie uns Brot. Aber glauben Sie, dass wir nach all der Qual essen konnten?", fragte sie.
Wühlen nach Essen im Müll
Die "Zeugin A" war während ihrer Gefangenschaft immer wieder von einem Gefängnis zum anderen transportiert worden. "Ich sah Kamele und ich war neidisch, weil sie frei waren", sagte sie. In der Wüste habe sie mit anderen Häftlingen im Müll nach Essbarem wühlen müssen. Feuerholz hätten sich die Inhaftierten auf kilometerlangen Märschen zusammengesucht. Im berüchtigten Bagdader Gefängnis Abu Ghraib sei es im Winter so kalt gewesen, dass das Wasser gefror. Die Frauen hätten aus Decken Fäden gezogen, um sich etwas zum Anziehen zu nähen.