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Grafik: APA
Wien - Die österreichischen Industriebetriebe haben sich nach einer Phase stürmischen Wachstums zuletzt auf ein gemächlicheres Wachstumstempo einstellen müssen. Im dritten Quartal ist die Industrie nominell nur mehr um fünf Prozent gewachsen, auch der Index für die Auftragseingänge ist zurückgegangen. "Verhalten und gedämpft" seien derzeit die Wachstumsaussichten der heimischen Industrie, charakterisierte Wolfgang Damianisch, Geschäftsführer der Bundessparte Industrie, am Dienstag die derzeitige Situation. Nach dem Ausnahmejahr 2004 rechnet Damianisch heuer wieder mit Beschäftigungsrückgängen.

Im zweiten Quartal des laufenden Jahres war das nominelle Wachstum noch bei etwa neun Prozent und damit beinahe doppelt so hoch wie im dritten Quartal gelegen. Real - also bereinigt um die Inflation - hat die Branche in den Herbstmonaten um lediglich 2,8 Prozent zugelegt.

Nullwachstum bei Auftragseingängen

Das Wachstum der Auftragseingänge, das vor einem Jahr einen Gipfelpunkt erreicht hatte, ist im vierteljährlich erstellten Konjunktur-Index der Fachverbände auf den Nullpunkt gesunken. Das heißt, dass die von der Wirtschaftskammer (WKÖ) befragten Industrie-Fachverbände in Saldo mit gleichbleibenden Auftragseingängen rechnen. Auch die aktuelle Einschätzung der Produktionsentwicklung zeigt kaum mehr Steigerungen an. Die Fachverbände wie Eisen & Stahl und Gas & Wärme berichten von Zuwächsen, Rückschläge mussten dagegen etwa Stein und Keramik, Papier und Textilien vermelden. Nach wie vor sind die Impulse aus dem Ausland stärker als jene aus der Binnenwirtschaft.

Für heuer rechnet die Industriesparte wieder damit, dass die Beschäftigtenanzahl des Sektors (zuletzt 417.000 Menschen) wieder schrumpft. "Bis jetzt (also in den ersten drei Quartalen, Anm.) haben wir den Abbau von 7.000 Industriebeschäftigten verzeichnen müssen", skizzierte Damianisch die heurige Entwicklung. Im Jahr 2004, das mit elf Prozent des höchste nominale Industriewachstum seit den Neunzigerjahren aufgewiesen hat, waren erstmals seit langem zusätzliche Industriejobs entstanden - wenn auch nur in geringfügigem Ausmaß.

Damianisch sprach davon, dass hohe Lohnabschlüsse "Jobkiller" seien und den Effekt einer "Strukturpeitsche" hätten - also zu forcierter Rationalisierung in den Betrieben führten. Aktuelle Kritik kam im Zusammenhang mit der Wasserrahmenrichtlinie der EU. Die österreichische Regierung wolle diese "vergolden" - also kostspieliger umsetzen als nötig, wie Damianisch kritisierte.

Produktivität legte zu

Nach einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) ist die Produktivität des Sektors pro Beschäftigtem seit dem EU-Beitritt 1995 überdurchschnittlich stark gestiegen. Damit sei die Industrie ein wichtiger Wachstumsmotor, sagte IWI-Geschäftsführer Herwig Schneider.

Volkswirtschaftlich besonders wichtig seien die Anlageinvestitionen der Industrie, betonte Schneider. Bruttoanlageinvestitionen von 100 Millionen Euro schaffen bzw. sichern laut Schneider zwischen 1.400 und 1.500 Jobs - besonders viele im Dienstleistungssektor. Dinge wie die von der Wirtschaftskammer geforderte Investitionszuwachsprämie seien sinnvolle Anreize für die Investitionstätigkeit der Betriebe, meinte Schneider. (APA)