Das Fusionsfieber hat heuer eine Vielzahl von Branchen erfasst, besonders aktiv waren Pharma und Technologie. Der jüngste Übernahmekampf tobt um das US-Unternehmen Guidant, Hersteller von Herzschrittmachern und Defibrillatoren. Nachdem Johnson & Johnson ein Übernahmeangebot in Höhe von 22 Mrd. Dollar vorgelegt hatte, kam diese Woche das 25 Mrd. Dollar schwere Gegenangebot durch Mitbewerber Boston Scientific.
In der Technologie ist besonders die noch nicht abgeschlossene Übernahme von Siebel durch den Softwareriesen Oracle erwähnenswert. Schon im Jänner hat die US-Telefongesellschaft SBC ihre ehemalige Mutter AT&T übernommen, dieser Deal ist jetzt abgeschlossen. Im Zuge der Übernahme hat SBC den Namen AT&T angenommen.
Absolute Rekorde in 2000
Absolute Rekorde erlebte der amerikanische M&A-Markt im Jahr 2000, als das Transaktionsvolumen 1,7 Billionen Dollar erreichte. Die beiden Jahre davor, also 1998 und 1999, reichten fast an dieses Niveau heran. Aber damals wurde der Markt sehr stark von Faktoren wie Deregulierung und dem Aufstieg des Internet geprägt.
In den Jahren 2001 bis 2003 ging die M&A-Aktivität deutlich zurück. Nach der schweren Korrektur der Technologie und den Anschlägen vom 11. September ließ die Investitionsbereitschaft in den USA generell nach. Einige Jahre lang richteten die Unternehmen ihre Aufmerksamkeit stärker nach innen, Schuldenstände wurden reduziert und die Risikobereitschaft war insgesamt im Sinken.
Diese Phase scheint aber nun vorbei zu sein. Die Gewinne der US-Unternehmen wachsen schon seit geraumer Zeit zweistellig, das Zinsniveau ist trotz der Anhebungen durch die Notenbank immer noch relativ niedrig, und die Unternehmen haben wieder ausreichend Barbestände.
Neue Generation von Käufern
Dazu kommt, dass im Jahr 2005 eine neue Generation von Käufern aufgetreten ist. Als der chinesische Energieriese CNOOC die amerikanische Unocal kaufen wollte, sorgte das an der Wall Street für einiges Aufsehen. Erstmals versuchte ein chinesisches Unternehmen, ein amerikanisches zu übernehmen. Auch wenn es letztlich nicht gelang, die Botschaft war klar und deutlich. Die Rolle Chinas ist auch an den Finanzmärkten im Wandel.
Fazit: Für den Aktienmarkt ist der neue Boom bei Fusionen und Übernahmen sicher ein positives Signal, denn er zeigt an, dass die Unternehmen wieder mehr Vertrauen gefasst haben. Außerdem unterstützt er die Erträge der Investmentbanken, die diese M&A-Deals begleiten. Insofern sehen wir darin ein weiteres Anzeichen dafür, dass der Markt langsam im Begriff ist, die Korrektur nach dem Jahr 2000 zu überwinden.