Berlin - Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke, fordert, dass die Arbeit der Europäischen Zentralbank (EZB) endlich am Preisniveau in Europa gemessen wird und nicht am Außenwert des Euro. "Die Menschen können sich darauf verlassen, dass wir für stabile Preise sorgen", sagte Welteke im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" (Montagausgabe). Weiterer Verfall möglich Er schloss nicht aus, dass der Euro noch weiter fallen könnte. "Von den fundamentalen Daten her ist der jetzige Außenwert des Euro überhaupt nicht gerechtfertigt. Ich bin überzeugt davon, dass es sich um Übertreibungen der Märkte handelt, die sich bald wieder korrigieren werden." Der EZB-Referenzkurs war am Freitag mit 0,8984 Dollar festgesetzt worden. Am Montag eröffnete der Euro in Frankfurt fester mit 0,9009 Dollar. "Interventionen sind nie ausgeschlossen" Der Bundesbankpräsident, der auch im 17-köpfigen EZB-Rat sitzt, sagte weiter, dass Ende April auch eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt zur Debatte gestanden habe. Er ließ in dem Gespräch offen, ob die EZB an den Devisenmärkten den Euro stützen werde: "Interventionen sind nie ausgeschlossen", sagte der Notenbanker. Eingriffe in den Devisenmarkt würden die Spekulanten einladen, die Zentralbank zu testen. "Eine Notenbank sollte deshalb nur an der Devisenbörse eingreifen, wenn sie weiß, dass sie erfolgreich sein kann." Ob dieser Zeitpunkt gekommen sei, wollte der 57-jährige nicht sagen: "Interventionen sind wirkungslos, sobald eine Zentralbank beginnt, öffentlich darüber zu diskutieren." Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von Interventionen sei, dass die drei großen Währungsblöcke - Europa, Japan und die Vereinigten Staaten - gemeinsam agierten. "Dafür muss es eine Interessengleichheit geben", sagte Welteke. Auch die möglichen Folgen des geplanten Beitritts Griechenlands in die Währungsunion Anfang nächsten Jahres würden überbewertet, so Welteke: "Der Anteil Griechenlands am Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone ist so klein, dass von dort keine Gefahren für die Preisstabilität ausgehen können." (APA)