Eine junge Frau (Anna Karina) wird Prostituierte, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen kann und findet bei einem Streit unter Zuhältern den Tod - ein so genannter "Kurzinhalt", der nahezu nichts von dem wiedergibt, was Jean-Luc Godards vierten Spielfilm auszeichnet. Godards "brechtischstes" Werk eröffnet eine Filmwelt, die gnadenlos jenes System von Einfühlung, Identifikation, Ganzheit und "Natürlichkeit" zersplittert, welches das klassische Kino etabliert hat. Seine Arbeit mit Ton, mit langen, starren Plansequenzen und heftigen Kamerafahrten, mit bewundernden Großaufnahmen der Liebsten Anna Karina, mit der brüchigen "Erzählung" (in zwölf Kapiteln) - all dies ist nicht L'art pour l'art, sondern gültiges Formulierungsmodell für Godards Analyse des Liebes- und Arbeitsmarkts in der westlichen Welt.