Santiago - Ein chilenisches Berufungsgericht hat am Mittwoch in weiteren Fällen die Immunität des früheren Militärmachthabers Augusto Pinochet aufgehoben. Damit ist der Weg frei für eine Anklage Pinochets im Zusammenhang mit dem Verschwinden 29 weiterer Dissidenten während seiner Herrschaft von 1973 bis 1990. Die Anwälte des Ex-Präsidenten kündigten Berufung vor dem Obersten Gericht an.

Die Richter des Berufungsgerichts in Santiago sprachen sich mit 16 zu sechs Stimmen für eine Aufhebung der Immunität aus. Pinochet wurde bereits wegen des Verschwindens von neun Dissidenten angeklagt und vor zwei Wochen erneut unter Hausarrest gestellt. Gegen den 90-Jährigen laufen außerdem Verfahren wegen Menschenrechtsverletzungen, Steuerhinterziehung und Korruption.

In der so genannten Operation Colombo, für die Pinochets Sicherheitsdienst verantwortlich war, verschwanden 1974 insgesamt 119 Menschen, deren Leichen später zum Teil in Argentinien gefunden wurden. Die Regierung Pinochet erklärte damals, sie seien bei Kämpfen unter den Dissidenten getötet worden. Nach offiziellen Angaben wurden während Pinochets Herrschaft 3.190 Menschen aus politischen Gründen getötet.

Ob sich Pinochet tatsächlich noch einmal vor Gericht verantworten muss, steht aber noch nicht fest. Zwei Verfahren nach Anklagen wegen Menschenrechtsverletzungen wurden von Gerichten aus gesundheitlichen Gründen ausgesetzt, zwei weitere Verfahren in früheren Stadien ebenfalls. Zahlreiche weitere Klagen Angehöriger von Opfern seines Regimes sind aber anhängig. (APA/AP)