Berlin - Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat am Mittwoch über den arabischen Nachrichtensender Al Dschasira an die Entführer der Deutschen Susanne Osthoff appelliert, die Archäologin und ihren Fahrer freizulassen.

Aufruf zu Menschlichkeit

"Ich wende mich an die Entführer von Susanne Osthoff und ihrem Fahrer: Ich appelliere an Ihre Menschlichkeit und ihre Barmherzigkeit", sagte Schröder in dem Aufruf. Osthoff habe sich aus Liebe zu den Menschen im Irak selbstlos und aufopferungsvoll engagiert. In schwierigen Zeiten habe sie Medikamente und andere Hilfsgüter zu Kranken, Kindern und den Bedürftigen gebracht. Zudem habe sie sich unablässig bemüht, die wertvollen Kulturgüter des Irak zu schützen und zu erhalten.

Schröder verwies darauf, dass Osthoff die Sprache des Landes gelernt und den islamischen Glauben angenommen habe. "Sie hat den Irak zu ihrer Heimat gewählt." Gerade deswegen habe ihn die Nachricht von der Entführung tief betroffen, sagte Schröder weiter. "Susanne Osthoff hat mit ihrem Handeln ihren Respekt, ja ihre Zuneigung für den Irak gezeigt. Erkennen Sie dies und erweisen Sie ihrerseits Menschlichkeit und Barmherzigkeit: Lassen Sie bitte Susanne Osthoff und ihren Fahrer frei", schloss der Alt-Kanzler seinen Aufruf. Die rot-grüne Bundesregierung unter Schröder hatte den von den USA angeführten Irak-Krieg scharf kritisiert.

Zahlreiche Appelle

In den vergangenen Tagen hatten bereits Schröders Nachfolgerin Angela Merkel sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft sowie die Mutter und Geschwister Osthoffs an die Entführer appelliert, die Geiseln freizulassen. Osthoff war am 25. November zusammen mit ihrem Fahrer auf der Fahrt von Bagdad in den Nordirak entführt worden. Die Geiselnehmer verlangen, dass Deutschland die Zusammenarbeit mit dem Irak einstellt. Das lehnt die Bundesregierung ab.

Bis zum Wochenende hatte die Bundesregierung nach Angaben von Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier noch kein Lebenszeichen von der 43-Jährigen. Seither schweigt sich die Regierung darüber aus, ob es dem ständig tagenden Krisenstab inzwischen gelungen ist, Kontakt zu den Entführern herzustellen. (Reuters)