Genf - Ein "Roter Kristall" ermöglicht Israel 57 Jahre nach der Staatsgründung den Beitritt zur internationalen Rotkreuzbewegung. Die Teilnehmer der Internationalen Rotkreuz-Konferenz billigten in der Nacht zum Donnerstag in Genf das neue Symbol mehrheitlich als drittes Emblem neben dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond. Der Kompromiss kam maßgeblich durch die Vermittlung der Schweiz zustande.

Streit um Symbolik

Israel war die Aufnahme bisher verwehrt, weil der jüdische Staat das Rote Kreuz der christlichen Länder ebenso ablehnte wie den Roten Halbmond der islamischen Welt. Gegen den Davidstern aber gab es massive Vorbehalte der arabischen Mitglieder. Mit dem neuen Symbol, das frei von religiösen, nationalen und kulturellen Assoziationen ist, sind die Probleme nun ausgeräumt. Damit wird künftig auch der israelische Rettungsdienst Magen David Adom (MDA, Roter Schild Davids) international anerkannt sein. In Israel sind Krankenwagen und medizinisches Personal mit einem roten Davidstern gekennzeichnet. Auch andere Staaten sollen zwischen Kreuz, Halbmond und Kristall wählen können.

Mehrheit für "Roten Kristall"

Als Depositärstaat der Genfer Konventionen vermittelte die Schweiz eine Übereinkunft zwischen Magen David Adom und dem Palästinensischen Roten Halbmond (PRCS), die Ende November in Genf unterzeichnet wurde. Die Konferenz nahm das neue Emblem in Form eines Dritten Zusatzprotokolls zu den Genfer Konventionen an. Von den anwesenden 144 der insgesamt 192 Vertragsstaaten stimmte eine Mehrheit dem "Roten Kristall" zu.

Das Schweizer Außenministerium (EDA) wies darauf hin, dass die Annahme des Dritten Zusatzprotokolls nicht gleichbedeutend mit der Aufnahme von MDA und PRCS als Mitglieder der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung sei. Über deren Statuten sowie über die Aufnahme werde die nächste Internationale Konferenz entscheiden.

Die Schweizer Juden begrüßten die Übereinkunft. Damit werde eine über 50 Jahre alte Ungerechtigkeit aus der Welt geschafft, erklärten der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Plattform der Jüdischen Liberalen Gemeinden der Schweiz (PJLGS). Sie gaben der Hoffnung Ausdruck, dass die humanitäre Arbeit die Annäherung zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde voranbringen könne. (APA)