Wien - Mit "großen Engagement" betrieben, aber dennoch nicht gelungen: So bilanziert Altbundeskanzler Franz Vranitzky das Gedankenjahr in einem Interview mit der Zeitschrift NU. "Man hat sich offenbar nicht von den alten Schablonen lösen können, die darin bestehen, dass man sich in aller erster Linie der österreichischen Erfolgsstory nach dem Zweiten Weltkrieg rühmt. Nun gab es zwar diese Erfolgsstory, aber sie ist nicht das ausschließliche Erscheinungsbild der Republik Österreich. Ich habe mit Bedauern festgestellt, dass die Chance nicht genutzt worden ist, bestimmte historische Wahrheiten besser ins Licht der Öffentlichkeit zu setzen", argumentiert Vranitzky.

Positiv aufgefallen ist ihm die Ausstellung im Belvedere, jene auf der Schallaburg sei ihm als "geradezu skandalös einseitig" beschrieben worden. Die von Kanzler Wolfgang Schüssel mitinitiierten "25 Peaces" gefielen ihm nicht: "Die Gags auf dem Heldenplatz mit den Hausgärten fand ich entbehrlich. So kann man der heutigen Generation das Hungerelend nicht näher bringen, und schon gar nicht auf dem Heldenplatz."

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel war dagegen von den Aktionen angetan: "Wir können heute eine würdige Bilanz über dieses Gedankenjahr ziehen." (tó/DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2005)