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Der aus dem Libanon stammende Deutsche Khaled el Masri.

Foto: AP/Kienzle
Der deutsche Staatsbürger Khaled el Masri, der - angeblich von der CIA - entführt worden war, hat in einem Protokoll für die US-Bürgerrechtsorganisation ACLU den Hergang seines Kidnappings geschildert. Die erste Szene in diesem Protokoll, aus dem wir hier Auszüge dokumentieren, spielt in einem Hotel in Mazedonien, wo Kahled el Masri während eines Urlaubsaufenthaltes von Unbekannten überfallen wird.

"Man schnallte mir einen Gürtel mit Ketten um, die an meinen Handgelenken und Knöcheln festgemacht wurden. (...) Mir wurden die Augen verbunden und eine Kapuze über den Kopf gestülpt. Nachdem ich zu einem Flugzeug geführt worden war, wurde ich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden geworfen und meine Arme und beine wurden gespreizt und an den Flugzeugwänden fixiert. Ich spürte zwei Spritzen und wurde fast bewusstlos.

Irgendwann merkte ich dann, wie das Flugzeug landete und wieder startete. Als es wieder gelandet war, wurde ich losgekettet und aus dem Flugzeug herausgeführt. Es war sehr warm draußen, und ich wusste nun, dass ich nicht nach Deutschland zurückgebracht worden war.

Ich habe später erfahren, dass ich in Afghanistan war. Ich wurde in ein Auto verfrachtet, und nach einer kurzen Fahrt wurde ich herausgezerrt, unsanft in ein Gebäude gestoßen, auf den Boden geworfen, auf den Kopf, die Fußsohlen und den Rücken geschlagen und getreten. Ich wurde in eine kleine, dreckige, kalte Betonzelle gesteckt.

Es gab kein Bett und nur ein einziges schmutziges Leintuch, wie es sie beim Militär gibt, und ein paar alte, zerrissene Kleider, die zu einem dünnen Bündel zusammenlegt waren. Ich war extrem durstig, aber es gab nur eine Flasche mit abgestandenem Wasser in der Zelle. Frisches Wasser wurde mir verweigert.

Die erste Nacht wurde ich von sechs oder acht Männern in schwarzen Gewändern und mit Skimasken verhört, zusammen mit einem ebenfalls maskierten Amerikaner und einem Übersetzer. Sie zogen mich aus, fotografierten mich und nahmen mir Blut- und Urinproben ab. Ich wurde wieder in meine Zelle zurückgebracht, wo ich dann monatelang allein eingesperrt sein sollte, ohne Schreibmaterial und ohne die Erlaubnis zu bekommen, an die frische Luft zu gehen. Das dauerte mehr als vier Monate an.

Schließlich wurde ich drei-oder viermal verhört, immer vom selben Mann und im Beisein von anderen schwarz gekleideten Männern mit Skimasken. Der Mann, der mich verhörte, bedrohte mich, beleidigte und stieß mich. Er fragte mich, ob ich eine Reise nach Jalalabad mit einem falschen Pass unternommen habe, ob ich ein palästinensisches Trainingslager besucht habe und ob ich die 9/11-Verschwörer oder andere Extremisten kenne. Wie schon in Mazedonien verneinte ich alles wahrheitsgemäß. (...) Meine Forderungen, mit einem deutschen Regierungsvertreter oder einem Rechtsanwalt zu sprechen oder vor ein Gericht gebracht zu werden, wurden wiederholt ignoriert." (DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2005)