Die Delegation zeigte sich besorgt, da "Libyen weder die Existenz von Flüchtlingen noch die von Asylwerbern anerkennt". Tatsächlich fordert Amnesty International die EU immer wieder auf, die Abschiebungen nach Libyen zu stoppen: Tripolis hat die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet, ein Verfahren zur Anerkennung politisch Verfolgter gibt es deshalb nicht.
Italien zahlt Rückflüge
Trotzdem schieben Italien und auch Malta immer wieder Menschen nach Libyen ab, die in Booten ihre Küsten erreichen. Tripolis interniert sie und schafft sie dann nach Schwarzafrika. Auch der libysche Vizeaußenminister Mohammed Tahar Sila ließ gegenüber den Besuchern keinen Zweifel daran, in wessen Auftrag sein Land handelt. "Wir sind glücklich, dass Italien mit uns zusammenarbeitet, indem es einige der Rückflüge bezahlt", erklärte er.
Was Tahar Sila verschwieg: Bei Weitem nicht alle Flüchtlinge werden im Flugzeug in ihre Heimat gebracht. Ein Reporter der italienischen Zeitschrift L'Espresso deckte im Frühjahr auf, dass Tausende von Schwarzafrikanern tagelang ohne genügend Wasser und Nahrung auf offenen Lkws durch die Sahara transportiert werden, um sie in den Niger zu bringen.
Libyen ist kein Einzelfall. Nach den Massenanstürmen auf die spanischen Exklaven in Nordafrika, Ceuta und Melilla, gehen auch Algerien und Marokko härter gegen Flüchtlinge vor. Anfang der Woche wurde im nordalgerischen Maghnia ein improvisiertes Flüchtlingslager aufgelöst. 600 Schwarzafrikaner wurden laut der algerischen Tageszeitung El Watan in den algerischen Süden geflogen.