Berlin - Die deutsche Bundesregierung will sich nicht zu Einzelheiten im Fall des verschleppten Deutschen libanesischer Herkunft Khaled al-Masri äußern. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm wollte am Freitag in Berlin nichts zu der in den Medien aufgeworfenen Frage sagen, ob deutsche Sicherheitsbehörden eine Mitverantwortung tragen. Die "Berliner Zeitung" meldete in ihrer Freitag-Ausgabe, nach ihren Informationen seien deutsche Sicherheitsbehörden mitverantwortlich für die Festnahme und Verschleppung des Deutsch-Libanesen.

"Es ist schon auffällig, dass die Amerikaner bei ihren Verhören in Afghanistan Masri auch nach Erkenntnissen fragten, die sie von uns bekommen haben", sagte ein deutscher Sicherheitsbeamter der Zeitung. "Möglicherweise haben wir durch Informationen, die wir mit den US-Behörden ausgetauscht haben, die CIA auf Masri aufmerksam gemacht." Der Regierungssprecher sagte, zu diesem "unterstellten Sachverhalt" könne er sich nicht äußern. Wenn es um die Arbeit von Nachrichtendiensten gehe, sei die Parlamentarische Kontrollgruppe des Bundestages das zuständige Gremium. Dieses tagt grundsätzlich geheim.

Bisher hatte es geheißen, der Deutsch-Libanese sei auf Grund einer Namensverwechslung verschleppt worden. Nach eigenen Angaben wurde al-Masri in den Verhören in Afghanistan aber auch nach der Islamistenszene in seinem Wohnort Neu-Ulm gefragt. Nach Einschätzung des von der Zeitung zitierten Sicherheitsbeamten zeigt dies, dass die US-Vernehmer wussten, wen sie vor sich hatten: "Auch dank unserer Informationen, denn in dem regelmäßigen Informationsaustausch mit CIA und FBI sind irgendwann vor der Entführung bestimmt auch deutsche Angaben über Khaled al-Masri abgeflossen." Grund für die Informationen sei gewesen, dass sich al-Masri in Neu-Ulm im Umfeld des mutmaßlichen Extremisten Reda Seyam bewegt habe, der von den Amerikanern als "sehr gefährlich" eingeschätzt werde. Masri sei in Deutschland aber nur beobachtet worden, ein Ermittlungsverfahren gegen ihn habe es nie gegeben, betont der Beamte. Dafür sei der Mann "viel zu unauffällig" gewesen. (APA/dpa)