Schutz der Bevölkerung
International
Jüdischer Weltkongress kritisiert europäische Regierungen
Kongressvorsitzender: "Die deutsche und europäische Selbstgerechtigkeit ist skandalös"
Berlin - Der Jüdische Weltkongress (JWC) hat die
europäischen Regierungen in der Affäre um Geheimflüge und mutmaßliche
Folterungen von Terrorverdächtigen durch CIA-Agenten scharf
kritisiert. "Die deutsche und europäische Selbstgerechtigkeit ist
skandalös", sagte der Vorsitzende des Kongresses, Rabbi Israel Singer
aus New York, der "Berliner Zeitung". Deutschland sei noch nicht mit
dem Problem konfrontiert worden. "Es kann aber auch hier geschehen.
Wenn mitten in Berlin zwei Hochhäuser in die Luft gehen und 3.000
Menschen sterben, dann werdet auch ihr Deutschen anfangen
nachzudenken."
Singer sprach sich zwar gegen jede Form von Folter und
Menschenrechtsverletzung aus. Sollten US-Geheimdienstler sich
strafbar gemacht haben, müssten sie zur Rechenschaft gezogen werden.
Er sagte aber auch, fast alles, was zum Schutz der Bevölkerung getan
werde, sei gerecht. Eine Regierung habe die Pflicht, ihre Bevölkerung
mit allen Mitteln gegen terroristische Bedrohungen zu schützen.
"Regierungen sind nicht nur dazu da, bessere Sozialsysteme zu
schaffen. Wenn es nur darum geht, dann können Sie Ihre Gesellschaft
behalten. Dann ziehe ich in den Busch", sagte Singer. (APA/AP)