IT-Business
Angeschlagener Softwarekonzern Baan sucht angeblich Käufer
WSJ: Bull sieht Gespräche in "sehr frühem Stadium" - SAP winkt ab
Der angeschlagene niederländische Softwarekonzern Baan (Putten) hat die Hoffnung auf eine Rettung aus
eigener Kraft angeblich fast aufgegeben und sucht nun nach einem potenziellen Käufer. Die in Brüssel erscheinende Europa-Ausgabe der
US-Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" (WSJE) berichtete am Montag, das Baan-Management habe bereits Kontakt mit möglichen
Investoren aufgenommen. Angesprochen worden seien unter anderem das französische Computerunternehmen Bull (Puteaux) und der
deutsche Konkurrent SAP (Walldorf).
WSJE zitierte einen Bull-Sprecher mit den Worten, die Gespräche seien noch in einem "sehr frühen Stadium". Das Unternehmen hat 400
Großkunden, die mit Baan-Betriebssoftware arbeiten. SAP hingegen hat kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Baan, wie ein
SAP-Sprecher sagte. SAP arbeite vielmehr an Software-Tools, die es Baan-Kunden ermöglichen, von der Baan-Software zu
SAP-Produkten zu wechseln. Die Entwicklung dieser Tools solle bis Jahresende abgeschlossen sein.
Die Baan-Führung hofft der US-Zeitung zufolge, durch den Verkauf einen möglichst großen Teil des mit hohen Verlusten arbeitenden
Konzerns zu retten. Mit der Suche nach Übernahmekandidaten wurde demnach das Bankhaus Lazard beauftragt; alle potenziellen
Interessenten schreckten bisher aber angeblich vor den hohen Kosten für die reine Umstrukturierung zurück. Baan wurde 1978 gegründet
und wuchs mit spezieller Software für Unternehmen. Seit sieben Quartalen fallen indes Verluste an.
Baan hat für das erste Quartal 2000 einen operativen Verlust von 75 Mill. USD (83,5 Euro/1,1 Mrd. S) verzeichnet. Nach der
Verlustbekanntgabe für das erste Quartal und einem Umsatzrückgang von 40 Prozent - eine Folge der Zurückhaltung der Kunden angesichts
der unsicheren Zukunft von Baan - war die Aktie, die seit Jahresbeginn 83 Prozent nachgegeben hat, bis Freitag auf 2,50 Euro gefallen.
Damit ist auch die Zusammenarbeit mit Bear Stearns International Ltd, New York, gefährdet. Bear Stearns hatte sich zu Investitionen bis 150
Mill. USD bereit erklärt, solange die Baan-Aktie über 3,00 Euro notiert.(APA)