Der Mitgliederschwund im ÖGB hält an

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Wien - Der ÖGB hat seit 2000 mehr als 80.000 Mitglieder verloren. Allein im Vorjahr kehrten 27.267 Arbeitnehmer dem Gewerkschaftsbund den Rücken. Insgesamt waren Ende 2004 nur noch 1,358 Mio. Arbeitnehmer im Gewerkschaftsbund organisiert, der damit gegenüber 2003 1,97 Prozent der Mitglieder verloren hat. Besonders stark ist das Minus bei der großen Privatangestellten-Gewerkschaft GPA ausgefallen, wie aus dem nun veröffentlichten ÖGB-Jahresbericht hervorgeht. Leicht zulegen konnte nur die Beamtengewerkschaft.

Zwar ist die GPA mit 276.313 Mitgliedern immer noch die größte der 13 Teilgewerkschaften, doch hat sie 9.288 oder 3,25 Prozent ihrer Anhänger verloren. Auf Rang zwei liegt unverändert die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), die im Vorjahr als einzige - wenn auch bescheiden - wachsen konnte und um 240 auf 229.502 Mitglieder zulegen konnte (0,10 Prozent). Nummer drei unter den größten Gewerkschaften ist die Vertretung der Metall- und Textilarbeiter (GMT), die ein Minus von 2.193 auf 203.225 Mitglieder hinnehmen musste (-1,07 Prozent).

Anders als die Beamtengewerkschaft haben auch die Gemeindebediensteten mit einem sinkenden Organisationsgrad zu kämpfen: Die viertgrößte Gewerkschaft kommt nur noch auf 170.145 Mitglieder (minus 2.404/1,39 Prozent). Etwas deutlicher der Rückgang bei den Bau-Holz-Arbeitern mit 146.316 Mitgliedern (minus 3.468/2,32 Prozent) und bei den Eisenbahnern mit 90.249 Mitgliedern (minus 2.378/2,57).

Minus auch für Kleinere

Auch die kleineren Gewerkschaften liegen durchwegs im Minus: Am stärksten hat es im Vorjahr die Drucker und Journalisten (-5,49 Prozent), die Gewerkschaft Kunst, Medien, Sport und freie Berufe (-4,78) sowie die Agrargewerkschaft (-4,22) erwischt. Die Postgewerkschaft hat 3,33 Prozent ihrer Mitglieder verloren, die Tourismusgewerkschaft 2,82 und die Vertretung der Chemiearbeiter 2,56 Prozent. Vergleichsweise gering der Rückgang bei der Gewerkschaft Handel-Transport-Verkehr, die im Vorjahr "nur" 0,57 Prozent ihrer Mitglieder verloren hat.

Seit 2000 hat der ÖGB damit rund 84.000 Mitglieder verloren. Damals lag der Gewerkschaftsbund mit 1,442 Mio. organisierten Arbeitnehmern noch knapp unter der eineinhalb Millionen Grenze. 1990 hatte es noch 1,644 Mio. ÖGB-Mitglieder gegeben, 1985 waren es 1,671 Millionen. Dementsprechend sind im Vorjahr auch die Einnahmen aus den Gewerkschafts-Beiträgen leicht gesunken und zwar von 190,4 auf 189,2 Mio. Euro.

Um dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken setzt der ÖGB auf Positiv-Botschaften: So verkündete der Gewerkschaftsbund zuletzt stolz, dass er in arbeits-, sozial- und dienstrechtlichen Fragen im Vorjahr 52,24 Mio. Euro für seine Mitglieder "erstritten" habe. Am erfolgreichsten waren diesezüglich übrigens die Privatangestellten (16 Mio. Euro), die Metaller (elf Mio. Euro), die Beamten (7,96 Mio. Euro) und die Drucker (5,1 Mio. Euro). (APA)