Wien - 2005 war ein spannendes Jahr für die österreichische Bankenszene. Als sich der Übernahmepoker um die Investkredit nach einem überraschenden Angebot der Volksbanken oder der von Streikdrohungen begleitete Lohnstreit bei der Bank Austria ins neue Jahr gezogen haben, war von den größeren und kleineren Sensationen der nächsten Monate noch nichts zu spüren. Richtig heiß wurde es erst im Frühjahr.

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Im Jänner verkaufte die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ihre Osteuropa-Bankengruppe (Volksbank International) knapp zur Hälfte an genossenschaftliche Schwesterbanken in Deutschland und Frankreich.

Im April ging Raiffeisen an die Börse: "Raiffeisen International" wurde mit mehr als einer Milliarde Euro Emissionserlös die größte Börse-Neueinführung in Österreich aller Zeiten. Mit dem Geld aus dem Aktienverkauf verleibte sich die RZB-Ostbanken-Holding wenige Monate später die ukrainische Großbank Aval ein.

Im April auch "der" Paukenschlag: Zuerst diente HVB-Chef Dieter Rampl sein Haus und damit auch die Tochter Bank Austria der italienischen UniCredit zum Kauf an. Im Mai bestätigten die Italiener Fusionsverhandlungen. Schon im Juni waren alle Beschlüsse für die größte grenzüberschreitende Bankenfusion Europas da. Das große Versprechen: Wien wird Ost-Zentrale von UniCredit. Seit dem Verkauf der Bank Austria Creditanstalt an die deutsche HVB sind gerade einmal fünf Jahre vergangen.

Poker um Investkredit

Mitte Juni ein Ende des einjährigen Pokers um die Spezialbank Investkredit: Die ÖVAG, einst kleinster Aktionär, hat alle Großaktionäre - zunächst Erste Bank Bawag und Städtische und schließlich auch Bank Austria und Raiffeisen, ausgekauft. ÖVAG und Investkredit, mittlerweile von der Börse genommen, rangieren in Österreich auf Platz fünf.

Ein verbundener Deal - Raiffeisen sollte in Niederösterreich von der ÖVAG die Hypobank-Beteiligung bekommen - ist im Land umstritten. Der Streit um die Hypo muss erst gelöst werden.

Im Juni gaben Bawag und Postsparkasse ihre Verschmelzung für Herbst bekannt. Es ist die neue viertgrößte Bank Österreichs. Für Partnersuche und/oder Börsegang soll noch ein paar Jahre zugewartet werden.

Bank Burgenland mit neuer Angebotsrunde

In Eisenstadt, wo die landeseigene Bank Burgenland immer noch zum Verkauf steht, startete im Juli eine neuerliche Angebotsrunde. Vom Jahresend-TV-Kalauer "The same procedure as every year" war Anfang August keine Rede mehr, als der Industrielle Mirko Kovats vom Land zum Käufer erkoren wurde. Noch vor Ende August zog Kovats nach mehrwöchiger hitziger öffentlicher Debatte sein Angebot zurück. Wieder zurück an den Start.

Am 3. Oktober fusionierten P.S.K. und Bawag. Am 16. Oktober gestand die Bank, um einen 425-Millionen-Kredit an das US-Brokerhaus Refco und dessen Ex-Chef Phillip Bennett zu bangen. Der Druck steigt: Refco wird insolvent, die Finanzaufsicht ermittelt gegen die Bawag. Krisensitzung jagt Krisensitzung. Bawag-Chef Johann Zwettler tritt per Jahresende zurück, um seine Bank aus den Schlagzeilen zu bekommen. Als sein Nachfolger kommt im Jänner 2006 Ewald Nowotny.

Privatisierungsrunde für Bank Burgenland`

Im Oktober ebenfalls angelaufen: Eine neue Privatisierungsrunde für die Bank Burgenland. Nach mehreren Rückziehern soll vom neu formierten Interessentenkreis (bis November meldeten sich 18 Kaufinteressenten) in der Angebotsfrist bis 7. Dezember weniger als die Hälfte übrig geblieben sein. Um den 14. Dezember gib es die neue "Shortlist".

Ostbanken-Zukäufe gehören für die großen Austro-Banken zwar zum Tagesgeschäft. Nicht dann, wenn sie alles bisher Gekannte sprengen. Am 21. Dezember wird klar sein, ob der größte Deal zu Stande kommt, den jemals ein österreichisches Unternehmen im Ausland durchgezogen hat. Die Erste Bank ist im Finale um die rumänische Großbank BCR. Sie bietet für die BCR-Mehrheit Summen jenseits der 3-Milliarden-Euro-Schwelle. Klappt der Kauf, wird die Erste Bank nächstes Jahr ihr Kapital entsprechend erhöhen.

Weichen für einen Börsegang gestellt hat heuer die Kärntner Hypo Alpe Adria Bank. Zunächst mittels Wandelanleihe. Ein Schritt an die Börse käme 2007 oder 2008 in Frage. (APA)