Jerusalem - Eine internationale Fahndung nach dem meist gesuchten Nazi-Verbrecher Alois Brunner läuft nach Angaben der "Jerusalem Post" in Brasilien. Der gebürtige Österreicher Brunner, ein Mitarbeiter von SS-"Obersturmbannführer" Adolf Eichmann, wäre heute, soweit er am Leben ist, 93 Jahre alt. Er wird direkt für den Tod von mindestens 130.000 Juden verantwortlich gemacht und soll sich 40 Jahre lange in Syrien versteckt gehalten haben.

Wie die "Jerusalem Post" am Mittwoch in ihrer Internet-Ausgabe berichtet, besteht nach Ansicht des israelischen Interpol-Chefs Asher Ben-Artzi eine "gute Chance, dass sich Brunner in Brasilien versteckt hält". Es gebe eine laufende Fahndung, nicht nur in Brasilien, auch in anderen südamerikanischen Ländern.

Auslieferung nach Frankreich

Sollte Brunner tatsächlich gefasst werden, würde er nach Frankreich ausgeliefert, wo er im Jahr 2001 in Abwesenheit wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Brasilien hatte sich im Mai an die Mitgliedstaaten der Interpol, insbesondere an Israel gewandt, und um Fingerabdrücke Brunners gebeten, um einen Verdächtigen identifizieren zu können. Laut Ben-Artzi konnten die Fingerabdrücke jedoch nicht gefunden werden. Um Brunner zu identifizieren, müsse man nur eine Hand anschauen, an der mehrere Finger fehlten, so Ben-Artzi.

Während seines Aufenthalts in Syrien soll Brunner zwei Mal Ziel von Briefbombenanschlägen geworden sein, die angeblich vom israelischen Geheimdienst Mossad organisiert wurden. 1961 soll er ein Auge verloren haben, 1980 drei Finger. (APA)