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Der Chilene Juan Somavia ist seit 1998 Vorsitzender der International Labour Organization (ILO).

Foto: AP/Gillieron
Genf - Bisher hat der Globalisierungsprozess nach Ansicht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nicht zur Schaffung von Arbeit beigetragen. Das geht aus dem am Freitag in Genf veröffentlichten neuen Arbeitsmarkt-Bericht hervor.

"Keine Priorität"

"Aus diesem Bericht lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die Schaffung von ausreichenden und nachhaltigen Arbeitsplätzen" für die Politik derzeit "keine Priorität" habe. Das gleiche gelte für menschenwürdige Arbeitsplätze und höhere Einkommen, sagte ILO-Generaldirektor Juan Somavia. Trotz eines weltweiten Wirtschaftswachstums würden immer weniger neue Arbeitsplätze geschaffen, die zur Armutsminderung beitragen könnten.

Der Bericht zeige auch, dass die Hälfte aller Arbeitnehmer weltweit - 1,38 Milliarden Menschen - derzeit nicht mehr als zwei Dollar (1,70 Euro) am Tag verdient. Danach ist in Afrika südlich der Sahara die Zahl der Arbeitenden, die von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben, zwischen 1994 und 2004 um 28 Millionen Menschen auf 145 Millionen gestiegen. Im Gegensatz hierzu war die wirtschaftliche Expansion in Ostasien ausreichend, um Beschäftigungswachstum und höhere Produktivität zu schaffen und dadurch die hohe Armutsrate dieser Region zu verringern.

Mehr arbeitende Arme

Lateinamerika verzeichnete einen Rückgang des Beschäftigungswachstums zwischen 1993 und 2003. Gleichzeitig stieg die Anzahl der arbeitenden Armen (ein US-Dollar pro Tag) zwischen 1994 und 2004 um 4,4 auf 28,6 Millionen Menschen. In Westeuropa wie auch in Nordamerika hat der Dienstleistungssektor das kräftigste Wachstum zu verzeichnen, sowohl hinsichtlich der Wertschöpfung als auch beim Beschäftigungswachstum. Zwischen 1991 und 2003 wuchs die Beschäftigung um 0,57 Prozentpunkte für jedes zusätzliche Prozent Wachstum im Dienstleistungssektor in Nordamerika und um 0,62 Prozentpunkte in Westeuropa.

Der Bericht basiert auf der Analyse von 20 Schlüsselindikatoren des Arbeitsmarktes, sowohl quantitativen Indikatoren wie Erwerbsbevölkerung, Arbeitslosigkeit, Beschäftigungselastizität, sektorale Beschäftigung und Arbeitsproduktivität als auch qualitativen Indikatoren wie Arbeitszeit, Löhne, Beschäftigungsstatus und Dauer der Arbeitslosigkeit. (APA/dpa)