Pilzkulturen an der Wand, ein voller Aschenbecher, Marilyn Manson in einen Frauenschoß gekuschelt: Die Mischung, die Juergen Teller in diesem schmalen Bändchen bietet, zeigt den deutschen Fotografen in einer betörenden Mischung. The Master heißt es, und wieder einmal ist es der auf Authentizität bedachte Blick, dem Teller huldigt. Ein Blick, der in den Neunzigern die Mode-und Werbefotografie umkrempelte und auch heute noch die aufregendsten Werbekampagnen (z. B. jene von Marc Jacobs) hervorbringt, die die Branche bietet. Mittlerweile geht Teller vorzugsweise seinen Privatobsessionen nach, er posiert als Nackedei und taucht ab ins "Märchenstüberl" seiner Eltern: So auch in "The Master", einer Art Schnupperkurs in Juergen Tellers fotografischen Welten. Juergen Teller: The Master, Steidl, Euro 12,40

Foto: Fotobände

Die Dandys kommen und mit ihnen die gut geschnittenen Anzüge und die Wiederkehr der Manieren. Wer die Entwicklung bisher verschlafen hat, dem bietet dieser Band Nachhilfe: The New English Dandy von Alice Cicolini zeigt, wie begehrenswert der Dandy des 21. Jahrhunderts aussieht. Sehr britisch natürlich und sehr cool. Ganze 261 Exemplare des neuen Mannes bildet der Band ab, dazu gibt es gute Hintergrundartikel. Und ach ja: Einen Krawatten- und Hemdkragen-Führer gibt es auch.
Alice Cicolini: The New English Dandy, Thames & Hudson, 24,95 Pfund

Foto: Fotobände

In diesem Band, seinem letzten großen Fotoband, sind sie noch einmal versammelt: Avedons Frauenporträts, von denen nicht wenige ins kollektive Gedächtnis eingegangen sind. Eine kecke Coco Chanel ist darunter und eine gelöste Janis Joplin, Brigitte Bardot und natürlich auch die Ikone des vergangenen Jahrzehnts, Kate Moss. Das ist bereits ein beträchtliches Maß an Glück, wirklich aufregend ist allerdings die Dramaturgie, die Richard Avedon seinem Prachtband Woman in the Mirror gegeben hat: Der Todestanz Nadja Auermanns mit einem Skelett am Ende des Bandes, die Auflösung der Mode, die dunklen Farben, all das zeigt auch die Skepsis, die Avedon in seinen letzten Jahren dem System entgegengebracht hat, das ihn so berühmt gemacht hat. Ein Zerrissener, so wie alle Großen.
Richard Avedon: Woman in the Mirror, Schirmer/Mosel, Euro 70

Foto: Fotobände

Ein Handbuch, zusammengestellt aus den Archiven der englischen Modemagazins "i-D": Auch Fashion Now 2 bietet wieder all das, wofür man auch den ersten Band geschätzt hat. Der Schwerpunkt liegt auf den 160 Lieblingsdesignern der Herausgeber, die verlässlich Big Names und Entdeckungen vereinen (aus Österreich ist Carol Christian Poell dabei, unverständlicherweise fehlen Wendy & Jim), daneben ist der Band ein Portfolio der Modefotografie und ein Fashion-City-Guide. Insgesamt eine der besten Momentaufnahmen der Mode unserer Zeit.
Fashion Now 2, Hrsg. v. Terry Jones und Susie Rushton, Taschen Euro 30,90
(Der Standard/rondo/09/12/2005)

Foto: Fotobände

Satiren, ohne Zweifel: Die Modeillustrationen von Michael Roberts gehören zum Witzigsten und manchmal auch zum Bissigsten, was es in dieser Branche gibt. Als "Jean Cocteau der Modewelt" wurde er beschrieben. Nach Stationen bei Londons Sunday Times und Vanity Fair fand er seinen Weg zum "New Yorker", dessen Illustrationen The Snippy World of Michael Roberts vereint. US-"Vogue"-Chefin Anna Wintour schrieb das Vorwort, Manolo Blahnik, John Galliano und Andre Leon Tally lieferten Essays.
The Snippy World of Michael Roberts, Steidl, Euro 66,90

Foto: Fotobände

Vielleicht kriegt man ihn unter der Hand ja doch noch: Der Fotoband London. Birth of a Cult des wunderbaren Dior-Homme-Designers Hedi Slimane war noch gar nicht wirklich erschienen, da war er schon vergriffen. Wieder aufgelegt wird der Band auch nicht, sagt der Verlag. So macht man Kultbücher. Als Entschädigung dru- cken wir ein Bild aus dem Buch, das Bubirocker Pete Doherty zeigt. Ihm hat Slimane das Buch gewidmet.
Hedi Slimane: London. Birth of a Cult. Steidl

Foto: Fotobände