Wien – Europas Finanzinvestoren wollen ihr schlechtes Image als Jobkiller loswerden. Dazu soll eine im Auftrag des Europäischen Beteiligungsverbandes vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) der Technischen Universität München erstmals durchgeführte Beschäftigungsstudie beitragen. In den von Finanzinvestoren kontrollierten Firmen sind in den vergangenen sieben Jahren um 2,4 Prozent mehr Arbeitsplätze geschaffen worden, heißt es da. Im Vergleich dazu sei die Jobanzahl bei den im Index Stoxx 600 erfassten Firmen um 0,1 Prozent abgesackt.

Auch wenn ein Drittel der durch Buyout finanzierten Firmen angab, Stellen gestrichen zu haben, geht das TU-Institut unterm Strich davon aus, dass alle europäischen durch Buyout finanzierten Betriebe in den vergangenen vier Jahren 420.000 neue Jobs geschaffen haben; besonders in Familienunternehmen. Dort wo Venture Capital zum Einsatz kam, seien sogar 630.000 neue Arbeitsstellen entstanden.

In Österreich können Betriebe, wie das Biotech-Unternehmen Intercell, das Positivszenario jedenfalls unterstreichen. Auf STANDARD-Anfrage heißt es, man habe "gestärkt durch drei Finanzierungsrunden den Personalstand seit 1999 von sieben auf 140 Mitarbeiter hinauffahren können."

Kein homogener Markt

Wie eine Untersuchung der Deutschen Bank darlegt, hat das Segment für temporäre außerbörsliche Eigenkapitalbeteiligungen die New-Economy-Blase endgültig verarbeitet. Für heuer werden Gesamtinvestitionen von 32 Mrd. Euro erwartet. Die Buyout-Investitionen der europäischen Private-Equity-Häuser (PE) repräsentieren mit rund 65 Prozent den Löwenanteil aller Investitionen. Heuer könnte man bis an die 70-Prozent-Marke stoßen. Die Kehrseite der Buyout-Dominanz sei jedoch, "dass die Finanzierung der Seed-Phase faktisch nicht mehr bedient werde".

Außerdem ist man – trotz aller Bemühungen der EU und ihrem Risk-Capital-Action-Plan – derzeit noch weit von einem paneuropäischen Markt entfernt. Mit fast der Hälfte der investierten Mittel repräsentiert Großbritannien (mit 0,85 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes) den mit Abstand dynamischsten PE-Markt. Die Eigenkapitalfinanzierung hat im angelsächsischen Raum traditionell eine größere Bedeutung als in Kontinentaleuropa.

Österreich abgehängt

Weit abgeschlagen dahinter rangieren die wachstumsstarken Schweden (PE-Investitionen: 0,38 Prozent des BIP) genauso wie die Finnen (0,31 Prozent). Der EU-Durchschnitt der PE-Investitionen liegt bei 0,29 Prozent des BIP. Deutschland nimmt mit 0,12 Prozent den schlechtesten Platz in der Gruppe der großen Nationen ein. Österreich wurde mit einem Anteil von 0,05 Prozent bereits von Polen und Portugal überholt und liegt gemeinsam mit Ungarn an viertletzter Stelle. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10./11.12.2005)