Wien - Jede fünfte in einer Beziehung lebende Frau wird in Österreich von ihrem Ehemann oder Lebensgefährten misshandelt. 90 Prozent aller Gewalttaten werden in der Fa-milie und im sozialen Umfeld verübt. Dies sind nur zwei Punkte in einer Reihe alarmierender Fakten, die die Wiener SPÖ-Frauen zu einer Initiative gegen Gewalt an Frauen und Kindern veranlasst haben. "Gewalt an Frauen und Kin-dern ist kein privates, sondern ein gesellschaftliches Problem", betonte Frauenstadträtin Renate Brauner bei der Präsentation der Aktion "Stopp! Keine Gewalt.", die von einer Reihe namhafter Expertinnen unterstützt wird. Konkrete Forderungen der Aktion: ein Rechtsanspruch des Opfers auf Betreuung nach einer Gewalttat, die Errichtung eines Traumazentrums für Opfer von Gewalttaten, ein verpflichtendes Tätergespräch sowie das Verbot von Waffen in Privathäusern. "Wer bei einem Autounfall verletzt wird, bekommt ganz selbstverständlich eine Entschädigung, für Gewaltopfer gilt das nicht", unterstrich die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger die Bedeutung eines Rechtsanspruchs auf Betreuung nach Gewalttaten. Wünschenswert sei in diesem Zusammenhang auch die Einrichtung eines Traumazentrums. Dieses solle nicht in einer psychiatrischen Klinik angesiedelt sein, da dies "zu einer weiteren Stigmatisierung der Frauen führe". Ein verpflichtendes Tätergespräch sei, sagte Brauner, eine entscheidende Ergänzung zum seit 1997 erfolgreich praktizierten "Wegweiserecht" (der Gewalttäter wird aus der Wohnung verwiesen). Bisher kann ein solches Gespräch nur auf freiwilliger Basis erfolgen. Als "riesiges Risikopotenzial" bezeichnete Maria Navarro vom Verein "Waffen weg" den Waffenbesitz in Privathaushalten: "1998 wurden in Österreich 54 Morde beziehungsweise Mordversuche mit Schusswaffen verübt, rund die Hälfte davon mit legalen Waffen", erläuterte Navarro, die 1995 im Zuge eines Amoklaufes durch eine Schusswaffe selbst schwer verletzt worden war. Die Österreicherinnen und Österreicher fühlten sich jedenfalls bedroht: 77 Prozent seien bereits 1998 in einer Umfrage für eine Verschärfung des Waffengesetzes eingetreten. Tanja Paar für Der Standard Weitere Informationen: Rechtsanspruch auf Betreuung für Gewaltopfer sichern SP-Frauen starten Initiative gegen Gewalt