
Jean Veenenbos - ein international renommierter Zeichner und hoch geschätzter STANDARD-Kollege - ist in Wien am Samstag einer Krebserkrankung erlegen.
Seiner Krankheit wieder eine Karikatur abgerungen zu haben besserte jedes Mal seinen Zustand. Jean Veenenbos, dessen Berufung sich im Dasein eines Bohemiens entfaltete, fand als Karikaturist zu einer Präzision und Treffsicherheit, die auch seine Auftraggeber zur Auseinandersetzung zwang. Wenn er sich durchgesetzt hatte, und das geschah sehr oft, machte er sich mit einem vorsichtig zufriedenen Lächeln an die Arbeit. Veenenbos, der Widerspenstige.
Mit 73 hat ein zauberhafter Mensch die publizistische Bühne verlassen. Bühne deshalb, weil wenige seiner Kollegen (warum gibt es eigentlich keine Kolleginnen?) die Karikatur als Theater, als Schauplatz inszenieren. Insofern passte der Niederländer nach Wien, wo er als Bühnenbildner in Kellertheatern begann, sich aber früh für Oscar Bronners Magazingründungen "trend" und "profil" engagierte. Denn in einem Karikaturisten vereinigt sich vieles: der Künstler, der Philosoph, der Journalist, der politische Mensch, der disziplinierte "Konkretisierer", als der sich Veenenbos in einem Gespräch mit Markus Mittringer bezeichnete.
Wien hinderte Veenenbos nicht, ein Internationalist zu bleiben
Wien hinderte Veenenbos nicht, ein Internationalist zu bleiben. Vielleicht um so manche amerikanische Erscheinung besser kritisieren zu können, fand er immer perfekter in den deftigen Strich des US-Cartoons. Obwohl die Zuneigung zu den USA nicht nur wegen der Politik der Regierung Bush knapp vor der Spitze seiner Feder endete. Lebendigen und versunkenen Mythen des Kontinents da drüben galt seine Sympathie.
Wildwest-Szenen übertrug er wie Beweisstücke auf die aktuelle Politik. Wie um die Moderne als Fassade zu ironisieren, fuhren Dampflokomotiven durch Zeitungsseiten, durchbohrten Kanonenkugeln Politiker, die am Leben blieben, führten Staatsmänner in Ritterrüstungen Scheingefechte. Also mag sich Jean Veenenbos nicht nur als kosmopolitischer Niederländer riesig darüber gefreut haben, dass er im Juli 2004 zum "Ritter des Ordens von Oranien-Nassau" geschlagen wurde. Ehrungen gehen in Männerköpfen seltsame Wege.
Im STANDARD hat Veenenbos auf der Meinungsseite zur Höchstform gefunden. Auch zu jener Unabhängigkeit, die Zeichner genauso wie schreibende Journalisten benötigen, um Qualität zu schaffen. Diese Meisterschaft machte seine Cartoons über Österreich hinaus bekannt. Veenenbos hat in der "Neuen Zürcher Zeitung" publiziert und im Schweizer Karikaturenmagazin "Nebelspalter". So wie Oliver Schopf, der nach dem Tod Dieter Zehentmayrs und jetzt von Jean Veenenbos die Tradition der STANDARD-Karikatur weiterträgt, war auch Veenenbos oftmals mit seinen Zeichnungen in US-Politikmagazinen vertreten.