DFB-Teamchef wurde in Leipzig von der Glücksgöttin geküsst.

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Leipzig - Mit der Auslosung der Vorrunden-Gruppen am Freitagabend in Leipzig hat das weltweite Fußball-WM-Fieber endgültig eingesetzt, die 32 Teams und alle Fans können ab sofort konkret ihre Routen durch das am 9. Juni 2006 beginnende und 64 Spiele umfassende Turnier in Deutschland planen. Gastgeber Deutschland und Titelverteidiger Brasilien, die Finalisten der WM 2002, konnten sich über mangelnde Unterstützung der Glücksgöttin Fortuna nicht beschweren: die Deutschen sind in Gruppe A gegen Costa Rica, Polen und Ecuador genau so haushoher Favorit wie Brasilien in Gruppe F gegen Japan, Kroatien und Australien.

Zufriedenheit bei den Gastgebern

Im Gastgeber-Land gab es nach der Auslosung keine zwei Meinungen. "Wir sind gut weggekommen", sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger. "Für uns hätte es schwieriger werden können", betonte Franz Beckenbauer. Bundestrainer Jürgen Klinsmann war "sehr zufrieden" über diese "absolut machbare Gruppe". "Das ist eine absolute Traum-Gruppe", sagte der ehemalige Tennis-Star Boris Becker. Doch am euphorischsten von allen war ein halbes Jahr vor dem Eröffnungsspiel in München gegen Costa Rica Hans Schäfer, einer der WM-Helden von 1954: "Ich habe das Gefühl, wir werden Weltmeister."

Weltmeister Brasilien steigt erst am fünften WM-Tag (13. Juni) mit der Partie im Final-Stadion Berlin gegen Kroatien ins Geschehen ein. Trotz der scheinbar leichten Gruppe herrschte beim fünffachen Rekord-Champion noble Zurückhaltung. "Wir müssen konzentriert sein, sonst könnten wir eine böse Überraschung erleben. Fußball ist nicht nur Technik, sondern auch Taktik, Entschlossenheit, Stärke, Geschwindigkeit und Disziplin", warnte Teamchef Carlos Alberto Parreira.

Die "Selecao" hat Respekt vor der Legende

Vor allem vor dem Duell mit Japan hat die "Selecao" scheinbar höchsten Respekt. Der Grund dafür ist der japanische Teamchef, der mit Zico eine brasilianische Legende ist. "Das Los ist nicht leicht und nicht schwer. Das Japan-Spiel wird das schwierigste. Denn Zico ist ein entschlossener Mann, der diese Entschlossenheit an seine Spieler weitergeben kann", meinte Verteidiger Juan. Und den Brasilianern ist noch das jüngste Duell mit Japan in Erinnerung: beim Confederations Cup erzitterte man sich ein 2:2-Remis.

Spanien durfte bereits nach der Auslosung erstmals feiern, denn mit der Ukraine, Tunesien und Saudi-Arabien hat man ebenfalls eine der leichteren Gruppen zugelost bekommen. Teamchef Luis Aragones, in bisher 18 Spielen unbesiegt, blickte bereits vorsichtig Richtung K.o.-Phase: "Im Achtelfinale sollten wir auf Frankreich oder die Schweiz treffen und dann könnte Brasilien warten. Das wird immens schwer."

Heißer Tanz in Gruppe C

Die acht Teams im Elitetopf hatten vor allem vor den Niederlanden aus dem zweiten Topf gezittert. Erwischt hat es Argentinien, das in Gruppe C noch dazu die gefährlichen WM-Neulinge Elfenbeinküste und Serbien-Montenegro serviert bekam. Hugo Tocali, der Assistenztrainer von Jose Pekerman, musste durchblasen: "Eine harte Gruppe. Was mir am meisten Sorgen macht, ist die Tatsache, dass wir zwei Europäer in der Gruppe haben. Aber auch wir sind stark, deshalb sollten sich auch die Gegner Sorgen machen."

Ex-Welt- und Europameister Frankreich muss wie beim WM-Debakel 2002 (Out in der Vorrunde, Eröffnungsspiel gegen Senegal 0:1 verloren) gegen ein afrikanisches Team antreten, diesmal heißt der Gegner Togo. Togo-Trainer Stephen Keshi freute sich über den Schlager: "Frankreich weiß, wie man Fußball spielt und wir fahren zur WM, um zu lernen. Deshalb wird es für uns ein tolles Spiel. Aber bitte fragen Sie mich nicht, ob wir dasselbe wie Senegal schaffen werden. Das werden wir im Juni sehen." (APA/Reuters/dpa)