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Nichts war's mit dem ersten Sieg eines Schweizers im Ski-Weltcup seit zwei Jahren: Didier Defago befand sich auf zu hohen Bindungsplatten.

Foto: Reuters/Gaillard
Val d'Isere - Michael Walchhofer hat am Sonntag Val d'Isere als Doppelsieger verlassen. Rund eine Stunde nach Ende der ersten Super-Kombination des Olympia-Winters wurde der erstplatzierte Schweizer Didier Defago wegen einer zu hohen Bindungsplatte (55 Millimeter sind erlaubt) nachträglich disqualifiziert, der Jubel der Schweizer über den ersten Herren-Sieg seit fast zwei Jahren wandelte sich in Fassungslosigkeit.

Somit lag also Walchhofer nach verkürzter Abfahrt und einem Slalom-Durchgang 0,17 Sekunden vor Rainer Schönfelder. Bode Miller (USA) wurde Dritter und baute seine Führung im Gesamt-Weltcup aus, der Tiroler Kombi-Weltmeister Benjamin Raich musste sich nach unterdurchschnittlicher Slalom-Leistung mit Rang fünf zufrieden geben.

Hujara "sehr erregt"

FIS-Renndirektor Günther Hujara meinte zur Disqualifikation: "Das Reglement legt die Standhöhe mit 55 Millimetern fest, im Falle von Defago wurde das nicht eingehalten." Der Deutsche konnte seinen Ärger über dieses Missgeschick nicht verbergen: "Ich bin sehr erregt, weil es mir für den Läufer Leid tut. Klar ist der Läufer für sein Material verantwortlich, aber auch jene Leute, die ihm dieses zur Verfügung stellen. So etwas darf einfach nicht passieren." Nach Angaben von Hujara gibt es gegen den Entscheid "kein Rechtsmittel, das Ergebnis ist offiziell".

Walchhofer hatte den Schweizern bereits zum lang ersehnten Sieg gratuliert: "Das lässt mich den zweiten Platz leicht verschmerzen." Doch dann war alles anders und Walchhofer hatte den achten Weltcup-Erfolg auf seiner Visitenkarte. "Natürlich freue ich mich über den unerhofften Sieg, aber für Defago und die Schweizer ist es bitter. Solche Entscheidungen sind nie gut für den Skisport. Aber Regel ist Regel, vor einigen Jahren wurde hier ja auch Hermann Maier nach einem Sieg disqualifiziert." Maier war im Dezember 1997 in Frankreich als Sieger disqualifiziert worden, weil er vor dem roten Strich einen Ski abgeschnallt hatte.

Walchhofer überrascht sich selbst

Zum Sportlichen meinte Walchhofer: "Heute habe ich mich überrascht. Und alle anderen auch." Vor allem im Slalom hat der 30-Jährige diesmal groß aufgezeigt, den Madonna-Slalom am Montag wird er dennoch auslassen. "Nach dem Slalom habe ich im Ziel zunächst eine wegwerfende Geste gemacht, weil ich gar kein gutes Gefühl hatte. Aber anscheinend habe ich dadurch noch mehr angegriffen."

Schönfelder war im Slalom gewohnt stark, "Schöni" schraubte sich vom 23. Abfahrtsplatz auf den zweiten Endrang nach vor. Noch schneller als der Slalom-Weltcup-Sieger 2004 war jedoch der Franzose Jean-Baptiste Grange, ein Youngster mit Nummer 54.

Den möglichen Sieg vergeigte der Wahl-Wiener nach eigener Ansicht in der Abfahrt, daran hatte laut Schönfelder aber auch die FIS schuld, denn das für Samstag geplante Abfahrtstraining der Kombinierer war kurzerhand abgesagt worden. "Das war unfair. Leute wie Walchhofer sind die Abfahrt zwei Mal gefahren, Leute wie Matt, Engl oder ich gerade ein Mal."

Benni Raich bilanzierte unzufrieden: "Diese Slalom-Leistung war nicht mein Niveau. Die Abfahrt war okay, im Slalom war ich aber zu verhalten." (APA/red)