Bild nicht mehr verfügbar.

Straßenschlacht in Sydney

foto: ap/ROB GRIFFITH

5.000 Jugendliche gegen die Polizei

Sydney - Der australische Premierminister John Howard hat die schweren rassistischen Ausschreitungen im Süden von Sydney scharf verurteilt. "Menschen wegen ihrer Rasse, ihres Aussehens, ihrer Herkunft anzugreifen ist völlig inakzeptabel", sagte Howard am Montag. Am Sonntag hatten sich am Strand von Cronulla mehr als 5000 Menschen versammelt, um gegen einen angeblichen Angriff von Libanesen auf zwei Rettungsschwimmer zu protestieren.

Wahllos Menschen attackiert

Dabei attackierten sie wahllos Menschen arabischer Herkunft und skandierten fremdenfeindliche Parolen. In der Nacht griffen die Unruhen auf Vororte über. Mehr als 30 Menschen wurden bei den Ausschreitungen verletzt, 16 festgenommen.

Die überwiegend betrunkenen Randalierer schwenkten australische Fahnen und skandierten nationalistische und rassistische Sprüche. Sie waren einem per Email und Handy-Kurznachrichten verbreiteten Appell gefolgt, in dem dazu aufgerufen wurde, Libanesen und andere Menschen aus dem Nahen Osten zusammenzuschlagen. Entsprechend griffen die Jugendlichen Passanten mit ausländischem Aussehen an. Einer moslemischen Frau wurde das Kopftuch heruntergerissen, sie musste in einem Kiosk Schutz vor den Angreifern suchen. Unter den mehr als 30 Verletzten waren auch sechs Polizisten, die versuchten, die Gewalt zu stoppen, sowie zwei Rettungssanitäter.

Jugendliche durch Messerstiche verletzt

Bei Vergeltungsaktionen von rund 60 Jugendlichen aus dem Nahen Osten in benachbarten Vororten wurden in der Nacht auf Montag zwei Jugendliche durch Messerstiche verletzt und rund 40 Fahrzeuge mit Baseball-Schlägern beschädigt.

Der Strand von Cronulla ist ein beliebter Treffpunkt moslemischer Jugendlicher aus Sydney. Eine Woche vor den Ausschreitungen sollen dort zwei freiwillige Rettungsschwimmer attackiert worden seien. Zudem gab es Gerüchte über die Belästigung von Anrainerinnen.

Reaktion auf Warnung?

Er akzeptiere keinen Rassismus in seinem Land, sagte Howard. Zugleich wies er Vorwürfe zurück, die Ausschreitungen stünden in Zusammenhang mit seinen eigenen Äußerungen vom November zu möglichen Terroranschlägen in Australien. Howard hatte damals erklärt, es gebe Hinweise auf Planungen für terroristische Anschläge von in Australien aufgewachsenen Attentätern. Alles, was er gesagt habe, sei "vollkommen gerechtfertigt" gewesen, sagte er vor Journalisten. Mögliche Reaktionen innerhalb der Bevölkerung auf diese Warnungen hätten jedoch nicht vorhergesagt werden können. Anfang November hatte die Polizei 18 islamistische Terrorverdächtige australischer Herkunft festgenommen.

Schwerste Unruhen

Die Ausschreitungen zählen zu den schwersten rassistischen Unruhen in der Geschichte des Landes. Unter den rund 20 Millionen Australiern sind rund 300.000 Moslems. Der Vorsitzende des Arabischen Rates in Australien, Roland Jabbour, sagte: "Arabische Australier mussten schon seit einigen Jahren mit Herabwürdigung, Rassismus, Beschimpfungen und der Angst vor rassistischer Unterdrückung leben, aber diese Unruhen werden die Angst noch verstärken." Der Premierminister von New South Wales, Morris Iemma, bezeichnete die Ausschreitungen als "ekelerregend". Er kündigte die Bildung einer Sondereinsatzgruppe der Polizei an, die die Anstifter festnehmen solle. (APA)