Nairobi - Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat der sudanesischen Führung vorgeworfen, für die Gräueltaten in der westsudanesischen Krisenregion Darfur verantwortlich zu sein. "Die Spitze der sudanesischen Regierung ist für die weit verbreiteten und systematischen Missbrauchshandlungen in Darfur verantwortlich", heißt es in einem rund 90-seitigen Bericht der Menschenrechtsorganisation, der am Montag vorgestellt wurde. Präsident Omar al-Bashir sowie 15 weitere amtierende und ehemalige Regierungsbeamte werden für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht.

An UNO-Sicherheitsrat

Human Rights Watch forderte den UNO-Sicherheitsrat und die internationale Gemeinschaft dazu auf, stärker gegen die Gräueltaten vorzugehen. Zudem müsse der Strafgerichtshof gegen die gesamte sudanesische Führungsriege ermitteln. Neben Präsident Bashir werden unter anderen der zweite Vizepräsident Ali Osman Taha, Verteidigungsminister Abduraheem Hussein, Armeestabschef Abbas Arabi und Geheimdienstchef Salah Abdallah Ghosh für Menschenrechtsverletzungen in Darfur verantwortlich gemacht.

Methodisch organisiert

Laut Augenzeugenberichten von Zivilisten und Soldaten, auf die sich HRW beruft, hat die Regierung "Plünderungen und Zerstörungen von Dörfern nicht nur geduldet, sondern methodisch organisiert." Den Regierungstruppen und der mit ihnen verbündeten Reitermiliz sei erlaubt worden, Land, Vieh und anderes Eigentum zu rauben. Auch heute noch verfolge die sudanesische Regierung eine Politik, die Angriffe gegen Zivilisten ermögliche und ein Klima der Angst und der Einschüchterung schaffe. Die Behörden hätten kein Zeichen für einen "fundamentalen Politikwechsel" erkennen lassen, kritisierte Human Rights Watch.

Laut UNO-Schätzungen wurden bei dem seit Februar 2003 anhaltenden Konflikt zwischen Rebellengruppen, Regierungstruppen und den regierungstreuen Reitermilizen in Darfur rund 300.000 Menschen getötet, über zwei Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben. UNO-Hilforganisationen sprechen von der schlimmsten humanitären Krise der Welt. (APA)