Graz – Die Aktion "Fahrscheinfrei", die Grazer während der winterlichen Feinstaubperiode zum Umsteigen auf Öffis ermuntern soll, erweist sich immer mehr als Alibiaktion. Zum einen ist die ökologische Effizienz der Initiative, bei der sich nur jene Steirer, die über einen Pkw verfügen, per SMS für gratis Fahrscheine registrieren lassen können, fragwürdig. Denn erst wenn der EU-Grenzwert für Feinstaub von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an drei hinter einander folgenden Tagen doppelt überschritten wurde, hat man Anspruch auf ein 24- Stunden-Handyticket.

Sollten die Überschreitungen danach andauern, gelten am fünften Tag trotzdem wieder die normalen Tarife. Dass sich an einem Tag die Luftgüte merklich ändert, selbst wenn jeder Autofahrer auf die Grazer Verkehrsbetriebe (GVB) umstiege, ist aber illusorisch.

Technische Probleme

Zum anderen hat man mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. So scheiterte am 8. Dezember ein erster Testlauf. Die fast 2000 registrierten Teilnehmer der Aktion erhielten eine Mitteilung, in der ihnen freie Fahrt angekündigt wurde. Das Ticket, das auf die Mitteilung auf das Mobiltelefon folgen sollte, erhielten aber die wenigsten.

Zudem wussten ausgerechnet die GVB von der vom Land Steiermark für Maria Empfängnis geplanten Freifahrt nichts. GVB-Direktor, Anthony Scholz, ist verwundert über die Vorgangsweise: "Wir haben das Land schon Mitte November darauf aufmerksam gemacht, dass es wie immer an den Advent-Samstagen Freifahrt gibt, aber nicht am 8. Dezember". Scholz erwartet sich von der ganzen Aktion überdies keine Wunder: "Das kann nur ein Anstoß sein". Da die Grazer Tarife ab dem Kauf einer Wochenkarte die billigsten Österreichs seien, glaubt der GVB-Chef nicht, dass Freifahrten allein das nötige Umdenken bewirken, denn "Verkehr beginnt im Kopf". (cms, DER STANDARD-Printausgabe 13.12.2005)