So hat sie auch ihre politischen Aufgaben bisher gemeistert: "Ich bin einfach reingesprungen", beschrieb sie ihren Wechsel von der Spitze des Gesundheits- zum Verteidigungsministerium 2002. Sie war damit die erste weibliche Verteidigungsministerin in Südamerika und zeigte in diesem Job keine Berührungsängste. Das war umso verwunderlicher, wenn man die persönliche Geschichte der 54- Jährigen kennt. Ihr Vater, ein Luftwaffen-General, stand auch nach dem Militärputsch 1973 zum gestürzten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Er wurde daraufhin von seinen "Kameraden" zu Tode gefoltert.
Bachelet und ihre Mutter wurden dann auf Geheiß von General Augusto Pinochet persönlich – was man erst seit wenigen Wochen weiß – in der berüchtigten Villa Grimaldi Folterungen ausgesetzt. Die beiden Frauen gingen dann ins Exil. Zuerst nach Australien, wo Bachelets Bruder Alberto lebte, dann über einen kurzen, mehrtägigen Stopp in Wien in die DDR, wo die Chilenin in Berlin und Leipzig Medizin studierte und Deutsch lernte.
Aber das Heimweh war so stark, dass die beiden Chileninnen zurückkehrten. Bachelet beendete ihr Studium, wurde Kinderärztin und engagierte sich für Menschenrechtsanliegen. Im Aufzug ihres Hauses traf dann Bachelet regelmäßig einen ihrer Folterer. Einmal war ihr ihre Kapuze verrutscht, als sie damals zu einer "Behandlung", wie dies genannt wurde, musste. Sie erkannte ihn später am Geruch seines Rasierwassers wieder.
Dass ausgerechnet eine solche Frau dann eineinhalb Jahrzehnte später die chilenischen Streitkräfte befehligen sollte, wurde von vielen Militärs, die noch immer treu zu Pinochet standen, als Provokation aufgefasst. Aber der Widerstand legte sich rasch.