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Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (rechts) soll auf Wunsch von Russlands Präsident Vladimir Putin den Aufsichtsratsvorsitz in dem Gasprom-Konsortium North European Gas Pipeline Company übernehmen, das einen Teil der Ostsee-Pipeline von Russland nach Deutschland baut.

Foto: AP/ITAR-TASS, Presidential Press Service
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist der vorerst letzte, aber bekannteste Deutsche, der zum russischen Gasmonopolisten Gasprom gerufen worden ist, einen Spitzenjob zu tun.

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Der russische Gasmonopolist Gasprom will seine Vormachtstellung in Westeuropa weiter ausbauen. Dazu holt er sich bevorzugt Deutsche in den Konzern und spannt jetzt sogar Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder mit einem Ex-Stasi-Offizier zusammen.

Schröder wird den Aufsichtsratsvorsitz in dem Gasprom-Konsortium North European Gas Pipeline Company (NEGPC) übernehmen, das einen Teil der umstrittenen Ostsee-Pipeline von Russland nach Deutschland baut.

Kritik an Schröder

Aus Polen, aber auch auch aus Deutschland hagelte es Kritik an Schröder. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat den Ex-Kanzler aufgefordert, auf den Aufsichtsratsvorsitz beim Trägerkonsortium der Ostsee-Pipeline zu verzichten, er habe mit seinem Verhalten dem Ansehen der Politik in Deutschland schweren Schaden zugefügt.

Für Putin ist der Gasprom-Konzern, der über ein Sechstel der weltweiten Gasvorkommen verfügt, zu einem strategischen Schlüsselkonzern und politischen Druckmittel gegenüber unliebsamen Nachbarn geworden.

Deutschland ist einer der wichtigen Abnehmer russischen Erdgases. Daher auch die auffällig privilegierte Stellung deutscher Partner bei Gasprom: So ist nicht nur die Eon-Tochter Ruhrgas größter ausländischer Gasprom-Aktionär, deren Chef Burckhard Bergmann sitzt als einziger Ausländer sogar im Gasprom-Aufsichtsrat.

An der NEGPC wiederum halten die deutschen Konzerne BASF und Eon jeweils 24,5 Prozent (Kontrollpaket bei Gasprom).

Die Deutschland-Connection des Kremls macht nicht bei Schröder Halt. Neben Schröder wird Matthias Warnig Chef bei NEGPC. Nun war Warnig bislang nicht nur oberster Vertreter der Dresdner Bank und ihrer Investtochter Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW) in Russland, er war einst auch Stasi-Offizier und heuerte auf Bitte Putins KGB-Agenten in Deutschland an. Seither gilt er als Intimus der Präsidentenfamilie.

DKW erhielt zuletzt lukrative Aufträge im Zuge der Yukos-Affäre. In der Vorwoche erhielt die Dresdner Bank im größten Bankendeal der russischen Geschichte 30 Prozent der Aktien der Gasprom-Tochter Gasprombank, die über 50 Prozent der Gasprom-Geldflüsse abwickelt, um 800 Millionen Dollar.

In der Auswahl ihrer Partner hat Gasprom schon mehrmals für Aufsehen erregt. Italienische Parlamentarier hatten kürzlich einen umstrittenen Deal zwischen Berlusconi und Gasprom zu Fall gebracht, bei dem ein Italiener und der russische Wahlösterreicher Robert Nowikowski als Strohmänner hätten fungieren sollen. Und hinter dem Transitkonsortium RosUkrEnergo, an dem die österreichische Raiffeisen Invest AG und die Gasprombank je 50 Prozent halten, wird eine indirekte Kontrolle von Semjon Mogilewitsch, einer der bedeutendsten Figuren der organisierten Kriminalität, vermutet. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.12.2005)