Colmar - Mehr als 14 Jahre nach dem Absturz eines Airbus
im Elsass wird sechs Beschuldigten der Prozess gemacht. Wie die
Staatsanwaltschaft am Montag in Colmar mitteilte, sollen sich frühere
Mitarbeiter der zivilen französischen Luftfahrtaufsicht, der
damaligen Fluggesellschaft Air Inter und des Flugzeugbauers Airbus
sowie ein Fluglotse vermutlich ab Mai 2006 wegen fahrlässiger Tötung
und fahrlässiger Körperverletzung vor dem Strafgericht der
ostfranzösischen Stadt verantworten.
Bei dem Absturz eines aus Lyon kommenden Airbus A320 am
Odilienberg in den Vogesen waren am 20. Jänner 1992 insgesamt 87
Menschen getötet worden. Ihre Hinterbliebenen warten bis heute auf
einen Prozess und brachten den französischen Staat wegen
Verschleppung vor Gericht.
Das Flugzeug war damals bei dichtem Schneetreiben an einem Hügel
zerschellt. Neun Menschen überlebten den Absturz. Nach zahlreichen
teils widersprüchlichen Expertenberichte und Gutachten ist immer noch
unklar, weshalb die vollautomatisch fliegende Maschine von ihrem
normalen Kurs abkam und deutlich zu niedrig flog.
Gegen sieben indirekt Beteiligte war ermittelt worden: drei
Leitende Angestellte der Fluggesellschaft, zwei hochrangige
Mitarbeiter der Luftfahrtaufsicht, den früheren Technischen Direktor
des Airbus-Konsortiums und einen Fluglotsen des Flughafens
Straßburg-Entzheim. Nur bei einem Air-Inter-Manager ließen die
Staatsanwälte ihre Vorwürfe fallen; den sechs anderen Beschuldigten
soll nun der Prozess gemacht werden. Nach Angaben der
Staatsanwaltschaft könnte der Strafprozess am 2. Mai, spätestens aber
am 13. Juli, beginnen und zwei Monate dauern. Über eine Zivilklage
der Opfervereinigung "ECHO" gegen den französischen Staat wegen
Verschleppung des Prozesses soll erst entschieden werden, wenn das
strafrechtliche Verfahren abgeschlossen ist.
(APA/AFP)