Wien - Für den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde
(IKG), Ariel Muzicant, müssen der Empörung über die wiederholten
antiisraelischen Angriffe des iranischen Staatspräsidenten Mahmoud
Ahmadinejad Taten folgen. "Da genügt es nicht, den jeweiligen
iranischen Botschafter vorzuladen", erklärte Muzicant am Dienstag in
Wien in einer Aussendung. Am vergangenen Freitag war der Botschafter
der Islamischen Republik Iran, Seyed Mohsen Nabavi, ins Außenamt
zitiert worden, dessen Generalsekretär, Botschafter Johannes Kyrle,
die in den Medien verbreiteten Äußerungen des iranischen
Staatsoberhauptes mit Bezug auf Israel "mit aller Entschiedenheit"
zurückgewiesen hatte.
Der IKG-Präsident erinnerte daran, dass der iranische Präsident
bereits vor einigen Wochen "Israel von der Landkarte tilgen" wollte
und nunmehr in Mekka Israel als "Krebsgeschwür" bezeichnet und
zugleich empfohlen hat, die Juden nach Österreich und Deutschland zu
übersiedeln, um den Nahost-Konflikt "an der Wurzel zu packen".
"Empörte Reaktionen in Europa, den USA und der UNO haben Herrn
Ahmadinejad nicht beeindruckt, im Gegenteil. Er scheint diese
absurden Vorschläge ernst zu meinen, und wir können sicher sein, dass
noch weitere Erklärungen folgen werden", unterstrich Muzicant.
"Unter diesen Voraussetzungen führen EU-Vertreter ab 21. Dezember
neuerliche Gespräche, um das Atomprogramm des Iran in kontrollierte
Bahnen zu lenken. Wie man mit einem solchen Extremisten glaubwürdig
verhandeln kann, mögen die Verhandler der Öffentlichkeit erklären.
Aber es ist die Verantwortung Europas, rasch der Empörung Taten
folgen zu lassen. Da genügt es nicht, den jeweiligen iranischen
Botschafter vorzuladen. Vielmehr müsste der iranischen Bevölkerung
durch Maßnahmen signalisiert werden, dass die gesamte Welt gegen eine
solche Politik steht und diese nicht zulässt. So könnte der Iran von
allen kulturellen und sportlichen Aktivitäten (z.B. Fußball-WM)
ausgeschlossen werden, es könnten Flugverbindungen in den Iran
eingestellt werden und der Iran könnte aus der WTO ausgeschlossen
werden."
"Sollten die Europäer nicht zu Taten übergehen und sich weiterhin
auf Verurteilungen und Empörung beschränken, wird Israel die
Initiative in die Hand nehmen und selbst die nötigen Schritte setzen.
Nach der Schoah und nach der Ermordung von Millionen Juden in den
letzten 2000 Jahren ist es das gute Recht des jüdischen Staates, sich
gegen die Ahmadinejads dieser Welt zur Wehr zu setzen. Dass in einem
solchen Fall der ganze Nahe Osten aber auch die ganze Welt in eine
Krise gestürzt werden, braucht nicht erwähnt zu werden. Es liegt
daher an Europa, ein solches Szenario zu verhindern", heißt es in der
Stellungnahme des Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, die
auch in der Dienstag-Ausgabe der "Wiener Zeitung" abgedruckt wurde. (APA)