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Foto: Archiv
Es wächst zusammen, was von Geburt an getrennte Medien waren: TV trifft das Internet, ein altes Lieblingsthema von Medien- und Technologieunternehmen, die "Konvergenz" propagieren. Aber statt alte Hollywood-Schinken in neue Leitungen zu pumpen, was vor mehr als einem Jahrzehnt unter "Video on Demand" propagiert wurde, verkünden die heutigen Evangelisten ein neues Credo: "User Generated Content" - Sendungen, die sich die Zuseher in Eigenregie basteln.

"Buntes Fernsehen"

Engerwitzdorf bei Linz ist's, wo's für die Telekom Austria (TA) passiert. Dort wird seit rund einem Jahr "Buntes Fernsehen" gemacht und über ein örtliches Kabelnetz (das auf Breitbandinternet- und nicht herkömmlicher Kabel-TV-Technik beruht) ausgestrahlt. Die Bewohner der 8000-Seelen-Gemeinde berichten, mit Unterstützung der Medienprofis von Sonovista, über Lokalthemen wie den ersten Kindergartentag oder unfallträchtige Kreuzungen. "TV ist weiterhin das Leitmedium der älteren Generation", sagt der für Medienstrategien zuständige TA-Manager Manfred Moormann, darum werden die örtlich produzierten Beiträge nicht als TV-Sendung ausgestrahlt - technisch gesehen werden sie jedoch über Internettechnologie (IP, Internetprotokoll) vermittelt.

"Current TV"

"User Generated Content" ist auch das Ziel des vom früheren US-Vizepräsidenten Al Gore gegründeten TV-Networks "Current TV", das seit August in 20 Mio. US-Kabelhaushalten eingespeist wird. "25 Prozent unserer Sendungen kommen bereits von unseren Zuschauern", sagt Current-COO (Chief Operating Officer) Mark Goldman. Das Format sind drei bis acht Minuten lange Beiträge - das sei die Videosprache des angesprochenen jugendlichen Publikums, "die Zuseher auch selbst produzieren können"; 500 Dollar gibt es für Beiträge, die ins Programm aufgenommen werden. Sendeleisten wie "Google Current" greifen Themen auf, die in den Suchstatistiken Googles an der Spitze liegen.

Traditionelles TV ist nur eine Station

"Es gibt viele selbst produzierte Inhalte im Internet, und es gibt eine Rolle für einen TV-Kanal, diesen vorhandenen Content zu organisieren und zu präsentieren", sieht Goldman den Zusammenhang zwischen wachsenden Internetvideo und TV-Sender. "Wir arbeiten auch daran, dass wir den Leuten beibringen, wie sie selbst produzieren können. Traditionelles TV ist nur eine Station; diese Inhalte sind ideal für Internet oder Mobiltelefone."(spu/DER STANDARD, Printausgabe vom 13.12.2005)