Georg Herrnleben von der BSA Europe

Foto: Business Software Alliance

Mit Aktionen - wie der "Schonfrist"-Kampagne - sollen Unternehmen zum Lizenzieren ihrer eingesetzten Software beziehungsweise zum Check animiert werden.

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Eine nun veröffentlichte Studie von IDC im Auftrag der Business Software Alliance (BSA) analysiert die IT-Industrie in 70 Ländern, projiziert ihr Wachstum bis zum Jahr 2009 und stellt diesem Ergebnis das zusätzliche Potential gegenüber, dass durch die Reduzierung der Piraterierate um 10 Prozentpunkte zu erreichen ist, so die Aussendung der BSA. Kurz gesagt: Niemand kann mit reinen Prozentzahlen etwas anfangen, daher zeigen wir der Bevölkerung wie Softwarepiraterie schadet.

Mehr Jobs

Die Studie prognostiziert, bei einem dynamischen Wachstum der IT-Branche, dass der derzeitige Umsatz von 6 Milliarden Euro pro Jahr, bei einer Senkung der Piraterierate von (derzeit) 25 auf 15 Prozent 2009 auf 7,8 Milliarden Euro anwachsen würde. Gleichzeitig würden 2.400 Arbeitsplätze sowie weitere 400 Millionen Euro Steuereinnahmen bis 2009 hinzukommen, so IDC. Für die gesamte EU würde weniger Piraterie 155.000 Arbeitsplätze schaffen und 20 Milliarden Steuermehreinnahmen bringen. Mit der Studie will man Stimmen, die der Softwareindustrie ein „Jammern auf hohem Niveau" nachsagen, entgegentreten und zeigen welches Potential aufgrund von unlizenziertes Software verloren geht.

“Österreich als Vorbild“

Im Interview erklärt Georg Herrnleben, dass „Österreich europaweit an der Spitze“ liegen würde. Mit einem Anteil von nur 25 Prozent unlizenzierter Software wäre man dem absoluten Spitzenreiter USA (23 Prozent) schon dicht auf den Fersen. Das Ziel lautet daher auch ganz klar: weitere Senkung der illegalen Raubkopien. Bis 2009 will die BSA auf einen Wert von nur mehr 15 Prozent schauen können. „Ein wesentlicher Grund warum in Österreich – im Vergleich zu seinen Nachbarn eine derart niedrigere Piraterierate zu finden ist, liegt für uns in der Tatsache, dass Täter mit bis zu dreifachem Schadenersatz rechnen müssen“, so Herrnleben. In Österreich muss ein Unternehmen die doppelte Schadenersatzsumme des Produktes zahlen und dann eine entsprechende Lizenz erwerben – was im Endeffekt einem dreifachen Preis einer legalen Lizenz entspricht.

Mehr Polizei

Während Österreich in dieser Beziehung als Vorbild gilt, sieht Herrnleben noch weiteres Verbesserungspotential. So sollte die Exekutive auch auf eigene Faust ermitteln, wie dies in anderen Ländern bereits üblich sei. „Wenn in Österreich bei einer Drogenrazzia tausende CDs mit Edding-Aufschrift – daher ziemlich sicher Raubkopien - entdeckt werden, so passiert erst einmal nichts. Erst wenn die Rechteinhaber oder die BSA Anzeige erstatten wird die Polizei aktiv. In Deutschland werden Beamte bereits darauf geschult bei einer Lenkerkontrolle nicht nur auf einen Joint im Ablagefach zu achten, sondern auch CDs im Kofferraum zu beschlagnahmen, wenn diese verdächtig aussehen“. Die größten Erfolge der BSA würden aufgrund von Polizeieinsätzen zustande kommen – etwa in Italien. „Wir hatten einmal eine mittelitalienische Kleinstadt in der die Guardia di Finanza eine Razzia durchgeführt hat. In dieser Stadt hatte nur der Friseur keine Raubkopien und der besaß keinen Computer“.

“Wir bekommen tausende CDs im Monat

In Österreich gäbe es kaum bis keine großen Beschlagnahmen mehr. Vor einigen Jahren wurde in Linz ein Container mit Raubkopien beschlagnahmt, das war es dann aber auch schon. Es gibt mittlerweile eine BSA-Webseite für die Behörden, verrät Herrnleben, auf der diese angewiesen werden, keine CDs zur Überprüfung an die BSA zu senden. „Tausende CDs werden jeden Monat an uns geschickt. Wir sagen den Behörden, sie sollen die Beschriftung an den CDs einfach abschreiben – immerhin müssen auch Raubkopierer wissen, was auf ihren CDs zu finden ist“.

Breite Basis und Eigenverantwortung

Georg Herrnleben ortet in Österreich einen hohen sozialen Konsens – „heute sagen Eltern was ist schon dabei, wenn mein Junge sich eine CD brennt, bei Unternehmen gibt es hingegen kein Verständnis für Raubkopien – dies war vor fünf Jahren noch anders“. Damit sich dieser Trend auch weiter ausbreitet, hat die BSA eine Schulkampagne gestartet. Zunächst in Linz, im nächsten Jahr in Salzburg, wird Schülern und deren Eltern erklärt, was verboten ist und welche Gefahren sich daraus ergeben würden. „Vor allem die Eltern gehen blass aus den Vorträgen. Es ist ihnen nicht bewusst, welchen Gefahren (Viren und Würmer, Anm. d. Red.) die Rechner ausgesetzt sind. Bei anonymen Umfragen in den Schulen wird klar, dass jede/r SchülerIn schon mit unlizenzierter Software in Berührung gekommen ist. Die BSA setzt bei Privatpersonen allerdings auf Aufklärung und nicht Strafe – bei Unternehmen wird hingegen auf Aufklärung und Strafe gesetzt. „Ich halte nichts von der harten Tour. Man kann nicht immer nur mit Strafen kommen. Wir zielen mit unseren Kampagnen auf Aufklärung ab und geben Unternehmen die Möglichkeit ihre Software zu überprüfen und lizenzieren zu lassen. „Daraus leiten wir aber auch unser Recht ab, in diesem Krieg gegebenenfalls mit der vollen Härte des Gesetzes durchzugreifen“.

Das Problem eBay

Derzeit würden rund 65 bis 70 Prozent der unlizenzierten Softwareprodukte durch die mehrmalige Nutzung einer Lizenz herrühren. „Das Hauptproblem sind sicher die Programme, die schnell einmal unerlaubt auf viele Rechner installiert werden, erst dahinter folgt der Download aus dem Internet“. Ein Problem ist und bleibt eBay – wie wohl der „Betreiber sich sehr gebessert hat und sehr kooperativ ist“. Im Internet einen legalen Marktplatz für illegale Software zu haben, sei mehr als problematisch. „Derzeit kommt es zu einer massiven Flut von Adobe Photoshop 6.0-Angeboten bei eBay, aber wir glaube zu wissen wer dahinter steckt und werden dies unterbinden“, zeigt sich Herrnleben zuversichtlich.

“iTunes für Software“

Auch von Seiten der Softwareindustrie sieht Herrnleben noch einige Möglichkeiten für Verbesserungen. Zwar habe sich die Branche als sehr flexibel gezeigt, aber „gut ist der Feind von besser“ und so gibt es immer noch Raum für Verbesserungen. Als positive Beispiele nennt Herrnleben etwa die Schüler- und Studenten-Versionen von Software, die es in Österreich noch nicht so lange gibt. Oder auch die Möglichkeiten Software zu mieten und ähnliches. „Die Firmen müssen sich noch mehr an den Bedürfnissen der Kunden orientieren. Das beste wäre etwa ein iTunes für Software, wo Kunden auch für einen beschränkten Zeitraum von ein paar Monaten auch nur Teile von Software erwerben könnten“.

“Eine Kinderkrankheit“

„In zehn Jahren werden wir die Piraterie in der heutigen Form nicht mehr vorfinden und sie als Kinderkrankheit der digitalen Ära betrachten“, so Herrnleben. Von der „unseligen Spirale der Kopierschutzmechanismen“ hält Herrnleben wenig: „Wir hatten im Vergleich zur Musikindustrie einen großen Vorteil – in der Softwarebranche gibt es keine Privatkopie. Wer eine CD brennt, macht sich strafbar. Wir müssen daher nicht immer einen neuen Kopierschutz auf den Markt bringen, der in drei Monaten eh geknackt ist. Dies würde ich auch nicht für zielführend halten. Der Krieg gegen die Raubkopierer darf nicht auf dem Rücken der Kunden ausgetragen werden. Ich erinnere mich an eine Episode bei Microsoft, wo ein Kunde bei der Hotline angerufen hat, um seine Windows XP-Version registrieren zu lassen und die Antwort bekam - rufen sie in drei Monaten wieder an, dann ist Windows XP im Handel erhältlich.(Gregor Kucera)