Zams - "Wir sind von einem Ergebnis weit weg", bekennt Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer. Vor vier Monaten hat die Landesregierung der Tiwag den Auftrag erteilt, vier von ursprünglich 16 Kraftwerksoptionen vertieft zu untersuchen. Seither übt sich Wallnöfer, gestützt durch neue PR-Berater, in der Rolle des Kommunikators. Mehr als ein "Bemühen um ein gutes Gesprächsklima" und die Betonung, erst am Beginn der Gespräche mit den betroffenen Gemeinden, Grundeigentümern und Bürgern zu stehen, ist dabei bisher noch nicht herausgekommen.

Für Dienstagnachmittag hatte Wallnöfer Touristiker aus dem Tiroler Oberland nach Zams gebeten. Schon im Vorfeld haben die Verantwortlichen des Pitztales ihre Ablehnung eines Speichers Rifflsee wiederholt.

Ökologische Bedenken

Ein Ausbau des bestehenden Kraftwerks Kaunertal zu einer Kraftwerkskette mit einer Oberstufe und Pumpbetrieb, ist das größte der vier geplanten Projekte. Der neue Speicher soll entweder im Pitztal oder im hintersten Ötztal, im Rofental bei Vent, entstehen. Wegen der massiven ökologischen Bedenken und der Ablehnung der betroffenen Bevölkerung hat die Landesregierung der Tiwag auch den Auftrag erteilt, einen alternativen Standort für den Speichersee zu suchen.

Tiwag-Projektleiter Wolfgang Kofler konnte oder wollte am Dienstag keinerlei Aussagen dazu machen: "Wir sind mitten in den Arbeiten. Eine Zusatzvariante zu finden ist keine Kleinigkeit." Weshalb Wallnöfer gleich vorsorglich anmeldet, dass die Regierung wohl kein Problem damit haben werde, wenn der für Ende März bestellte Bericht "ein paar Wochen später" eintreffen wird.

Einstellung gefordert

Bereits am Montagabend war Kofler gemeinsam mit PR-Mann Eugen Stark in Vent zu Besuch. Bei der Versammlung forderten die Bürger eine Einstellung sämtlicher Planungsarbeiten in ihrem Tal. Einer ihrer Sprecher, der Hüttenwirt Markus Pirpamer verweist auf einen einstimmigen Beschluss der Dorfversammlung bereits vor einem Jahr. "Große Vorbehalte bestehen im Bereich Vent, da dort um den ohnehin nur schwach entwickelten Tourismus gebangt wird", heißt es im aktuellen Tiwag-Pressetext am Tag danach.

"Eine Frechheit", ärgert sich Pirpamer und verweist darauf, dass im Bergsteigerdorf Vent faktisch alle 150 Einwohner vom Tourismus leben. 120.000 Nächtigungen (samt jenen auf den Hütten sind es sogar 170.000) werden mit einem naturnahen Tourismus erreicht, im Sommer ergibt das 300 Arbeitsplätze, entkräftet Pirpamer die Tiwag-Argumentation, wonach Vent touristisch "schwach entwickelt" sei. (Hannes Schlosser, DER STANDARD Printausgabe, 14.12.2005)