Längst überholte Ansichten von Linz als Proletarier-Vorort des Industrieriesen Voest kleben an der oberösterreichischen Landeshauptstadt seit Jahrzehnten fast untrennbar und dämpfen den festen Willen der Stadt, sich als gelungene Mischung aus Industrie, Kultur und vor allem Lebensqualität zu präsentieren.
Schlechte Presse
Genährt wurde das verkannte Linz-Bild jüngst unter anderem von einem Artikel im deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel. "Linz ist der Arsch der Welt: Chemie, Langeweile, Drogen" und "die Ghetto-Stadt Österreichs, das Härteste, was Österreich zu bieten hat" lautete die Ferndiagnose eines deutschen Journalisten, der anlässlich des Prozesses gegen den Rapper Bushido zumindest kurz in Linz weilte.
Auch das Nachrichtenmagazin profil verfasste in der Ausgabe der vergangenen Woche eine Außenansicht über Linz unter dem Titel "Im toten Winkel". Nervös sei man in Linz wegen der nahenden Kulturhauptstadt, heißt es in dem drei Seiten Bericht (samt Begleittext über die "Tabuzone Führerstadt").
Im Rathaus herrscht zumindest in Sachen Kulturhauptstadt noch Ruhe, nervös wird Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ) eher aufgrund des neu aufkeimenden Stahlstadt-Images. "Linz hat deutlich mehr Anerkennung verdient. Wir haben in den letzten Jahrzehnten so viel in ein neues Stadtbild investiert und sind gerade im Kulturbereich etwa mit der Ars Electronica international präsent", so Dobusch.
Ein Vergleich von Linz mit anderen Landeshauptstädten sei, laut Dobusch, nicht zulässig, da die Linzer Stadtgeschichte eine ganz andere ist. "Graz war Residenzstadt und Linz eine kleine Kasernenstadt." All das, was "in anderen Hauptstädten etwa an Kultureinrichtungen längst Usus ist, mussten wir erst schaffen".