Innsbruck - Zu einer teilbedingten Haftstrafe ist ein gebürtiger Oberösterreicher von einem Geschworenengericht (Vorsitz: Ingrid Brandstätter) am Dienstagabend in Innsbrucker verurteilt worden. Ihm wurden NS-Wiederbetätigung und der Bau scharfer Sprengkörper zur Vorbereitung eines Verbrechens vorgeworfen. Die Geschworenen berieten Stunden lang, bevor sie entschieden, dass der 41-jährige Arbeitslose schuldig sei. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, erklärte der Verteidiger gegenüber der APA.

Der gebürtige Linzer wurde zu 21 Monaten Haft verurteilt, sieben Monate davon unbedingt. Diese habe der Angeklagte bereits in Untersuchungshaft abgesessen. Er und sein Verteidiger László Szabó "müssen überlegen, ob wir ein Rechtsmittel einbringen".

Verletzungen durch eine Explosion

Mit einer Bombenexplosion hatte der 41-jährige Fornacher 2002 in Lana bei Meran in Südtirol für Aufsehen gesorgt. Im Gesicht und an den Augen, sowie an den Fingern erlitt er durch die Explosion leichtere Verletzungen. Der 41-Jährige hatte sich im Wohnzimmer mit dem Bau von Sprengkörpern beschäftigt, während seine Lebensgefährtin und zwei Kinder nebenan schliefen.

Ein Gestapo-Abzeichen, ein Buch zur Deutschen Weihnacht mit Hitler-Fotos, aus dem Internet ausgedruckte Nazi-Propaganda und ein Mitgliedsausweis der "National Alliance", einer neonationalsozialistischen US-Organisation - das wurde nach der Explosion in der Wohnung des Oberösterreichers gefunden. "Diese Plage muss ausgerottet werden", soll er per E-Mail geschrieben haben. "Dieses Mal werden wir so gegen diese Brut vorgehen müssen, dass keiner übrig bleibt - nicht mal der nette jüdische Rentner von nebenan oder das süße Judenkind in der Wiege", wurde er in der Anklageschrift zitiert.

Ähnlichkeiten zu Franz Fuchs

Der leitende Staatsanwalt in Bozen, Cuno Tarfusser, stellte vor drei Jahren Ähnlichkeiten zum steirischen Bombenbauer Franz Fuchs fest. Der Mann auf der Anklagebank sah ihm auch etwas ähnlich: Schwarze Haare, Seitenscheitel, Brille, dicklich und klein, die Hände im Schoß gefaltet. Beim Beantworten der Fragen von Brandstätter wirkte er intelligent und überlegt. Gerichtspsychiater Reinhard Haller fand Hinweise auf fanatisches Denken, so dass in der Anklageschrift von einer Persönlichkeit gesprochen wurde, die "im Hinblick auf die soziale und psychische Situation (...) einer psychotherapeutischen und psychosozialen Betreuung bedürfe". Der Angeklagte erzählte von seinem "strengen Vater", der aus Mauthausen stamme und den Holocaust gesehen habe. Ihn hatte er "opponieren" wollen. (APA)