In der Causa des zentralen Chefredakteurs des ORF, Walter Seledec, ist voraussichtlich nicht mit dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Die interne Kommission habe keinen Entlassungsgrund in der Teilnahme Seledec an einer Kranzniederlegung des NS-Fliegers Walter Nowotny gesehen, hieß es am Mittwoch am Rande des Stiftungsrats. Georg Weißmann, Vorsitzender der Kommission, wollte dies gegenüber Journalisten unter Hinweis auf die Verpflichtung zur Verschwiegenheit vorerst nicht bestätigen. Er stellte eine Stellungnahme von ORF-Generaldirektorin Monika Lindner in Aussicht.

Die Kommission war im November installiert worden, um "das inkriminierte Verhalten nach rechtsstaatlichen Grundsätzen und umfassend zu beurteilen", so damals der ORF. Nun kam sie zum Ergebnis, dass es keinen Verstoß gegen das Gesetz gegeben habe, war am Mittwoch zu hören. Die Kommission habe einige Vorschläge erstellt, etwa, Seledec "nicht mehr für bestimmte sensible Aufgaben" hinzuzuziehen, hieß es. Für eine konkrete Entscheidung sei aber nicht der Stiftungsrat zuständig, sondern die Geschäftsführung.

"Allenfalls" ein "Überdenken" der Organisationsstruktur

Die könnte "allenfalls" die Organisationsstruktur der zentralen Chefredaktion "überdenken", berichtete Zentralbetriebsratsobmann Heinz Fiedler im Gespräch mit Journalisten. Eventuell könnte die Minderheitenredaktion herausgelöst werden. Fiedler verwies aber darauf, dass ohnehin schon einige Aufgaben der zentralen Chefredaktion wegfielen: Das Jubiläumsjahr, das von Seledec für den ORF koordiniert wurde, läuft ab, die Vorbereitungen für die EU-Präsidentschaft seien gelaufen. Das Kommissionsergebnis sei jedenfalls kein Anlass für eine "durch nichts begründete Menschenhatz" auf Seledec, betonte der Betriebsratschef.

Zuletzt hatte die Causa im ORF-Publikumsrat für Aufregung gesorgt, wo Fritz Muliar Seledec mit deftigen Schimpfwörtern bedacht hatte, etat.at berichtete . Eine Klage gegen Muliar liege bereits vor, hieß es am Mittwoch. (APA)