Straßburg - Mit scharfer Kritik an der kubanischen
Regierung hat EU-Parlamentspräsident Josep Borrell am Mittwoch in
Straßburg den renommierten Sacharow-Preis für geistige Freiheit an
die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF/RoG) und die
nigerianische Anwältin Hauwa Ibrahim überreicht. Die dritten Gewinnerinnen
des Menschenrechtspreises des Europaparlamentes, die kubanische
Vereinigung Frauen in Weiß, konnten nach einem Ausreiseverbot nicht
an der Verleihung in Straßburg teilnehmen. "Ich glaube ich spreche im
Namen des ganzen Parlamentes, wenn ich die Haltung der kubanischen
Behörden bedauere und verurteile", sagte Borrell.
Protest der Frauen
Die Frauen in Weiß ("Damas de Blanco") protestieren seit 2004
jeden Sonntag friedlich gegen die Inhaftierungen ihrer Männer, Brüder
und Söhne, die als Regimekritiker in Kuba festgenommen wurden. Ihre
weiße Kleidung steht symbolisch für Unschuld und Reinheit. Sie baten
das Europaparlament darum, ihren Preis nun in Kuba zu überreichen.
Borrell versprach hingegen, sie im EU-Parlament feierlich zu
empfangen, sobald ihre Ausreise möglich ist.
Die weiteren GewinnerInnen
Anwältin Hauwa Ibrahim verteidigt Frauen, die in den muslimischen
Teilen Nigerias wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt
wurden. Bezahlt wird sie dafür nicht. Die Muslimin setzt sich trotz
vehementer Einschüchterungsversuche gegen den religiösen
Fundamentalismus ein. "Reporter ohne Grenzen" kämpft weltweit für
Pressefreiheit und versucht, JournalistInnen vor Unterdrückung und
Zensur zu schützen. Der mit 50.000 Euro dotierte Sacharow-Preis wird
seit 1988 jährlich verliehen. Die Auszeichnung ist benannt nach dem
sowjetischen Dissidenten, Atomforscher und Träger des
Friedensnobelpreises von 1975, Andrej Sacharow (1921-1989). (APA/dpa)