Graz/Wien – Eine heikle Thematik, die den Rektor der Grazer Universität, Alfred Gutschelhofer, seit Wochen beschäftigt: Es geht um ein Auftrittsverbot an der Uni für den Generalsekretär der Gesellschaft österreichisch-arabischer Beziehungen, Fritz Edlinger. Der Vorwurf: Edlinger vertrete einen "linken Antisemitismus".

Der langjährige SPÖ-Funktionär – Bruder des ehemaligen Finanzministers Rudolf Edlinger – war Anfang November von der Grazer Hochschülerschaft zu einer Debatte zum Thema Palästina eingeladen und von Gutschelhofer – nach Protesten führender Professoren – wieder ausgeladen worden. Sie warfen Edlinger die Herausgabe der deutschen Übersetzung einer antisemitischen Schrift ("Blumen für Galiläa") vor. Heribert Schiedel vom Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstandes (DÖW) bewertet dieses Buch von Israel Shamir als "eine der übelsten Hetzschriften nach 1945". Shamir beklagt etwa das "Gejammer über den jüdischen Holocaust", das "jüdisch beherrschte Medien verbreiten".

Nach wochenlangem universitätsinternem Diskurs über die Meinungsfreiheit auf wissenschaftlichem Boden darf Edlinger nun doch an der Uni sprechen. In einer Podiumsdiskussion am Freitag mit seinem schärfsten Kritiker und Parteifreund, Ex-Rektor und Zeithistoriker Helmut Konrad. Für Fritz Edlinger sind die Antisemitismusvorwürfe nicht neu. Edlinger zum STANDARD: "Es gibt eine lange internationale Debatte, wo hört legitime Israelkritik auf und wo fängt Antisemitismus an. Da spiel ich in Österreich eine gewisse Rolle. Bestimmte jüdische Journalisten verbreiten halt seit Jahren die These, der Herr Edlinger ist ein typisches Beispiel eines linken Antisemiten. Das tut mir mit meiner SPÖ-Vergangenheit zwar sehr weh, aber so ist es halt. Ich werde mich jedenfalls in Graz vom Buch und der Herausgeberschaft distanzieren. Wir werden es auch nicht mehr bewerben." (Walter Müller, DER STANDARD, Print, 15.12.2005)