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Foto: Reuters/Lamarque
Washington/Teheran/Berlin - Die jüngsten Verbalattacken des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad gegen Israel sind weltweit auf scharfe Kritik gestoßen. US-Präsident George W. Bush bezeichnete in einer Reaktion den Iran als eine "wirkliche Bedrohung". Bush wiederholte am Mittwoch im US-Fernsehsender Fox News im Zusammenhang mit dem Iran die seit längerer Zeit gemiedene Formulierung von der "Achse des Bösen". Damit hatte der US-Präsident zuletzt 2002 außer dem Iran auch den Irak unter Saddam Hussein sowie Nordkorea beschrieben.

"Achse des Bösen"

Die islamische Republik gehöre zu einer "Achse des Bösen" von Ländern, die den Terrorismus unterstützten, sagte Bush. Teheran müsse nachweisen, dass es nicht nach Atomwaffen streben. Die USA würden ihre diplomatischen Bemühungen dennoch fortsetzen. Ahmadinejad hatte zuvor den Holocaust als "Märchen" bezeichnet: Statt die israelischen Angriffe gegen die Palästinenser zu thematisieren, "widmet sich der Westen dem Märchen vom Massaker an den Juden", sagte Ahmadinejad am Mittwoch in Zahedan im Südosten des Iran.

USA: "Werden einen zweiten Holocaust verhindern"

Das US-Außenministerium bezeichnete die Äußerungen Ahmadinejads als empörend. Der iranische Präsident werde sich und sein Volk damit nur noch weiter in die Isolation führen, sagte Sprecher Sean McCormack. Israel rief zu einer internationalen Koalition und Sanktionen gegen den Iran auf. Raanan Gissin, Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon, warnte Teheran scharf, den israelischen Verteidigungswillen zu unterschätzen. "Gott sei Dank haben wir heute die Mittel, einen zweiten Holocaust zu verhindern", sagte Gissin. Er sprach jedoch nicht ausdrücklich von israelischen Angriffen auf den Iran.

Bundespräsident Heinz Fischer sagte, einem Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen das Existenzrecht abzusprechen, sei inakzeptabel. Ähnlich äußerte sich das Außenministerium in Polen: "Die Beunruhigung ist umso größer, da dies eine weitere Äußerung des Präsidenten eines UN-Mitgliedstaates ist, die einem anderen Land und ebenfalls UN-Mitglied das Existenzrecht abspricht", hieß es in der Stellungnahme in Warschau. Die EU-Kommission nannte die Worte Ahmadinejads völlig inakzeptabel".

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wies die Aussagen des iranischen Präsidenten als "unfassbar" zurück. Forderungen aus der deutschen Politik nach einem Ausschluss des Iran von der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erteilte der Fußball-Weltverband FIFA eine klare Absage.

Antisemitische Hetze

Im Oktober hatte Ahmadinejad, ein früheres Mitglied der fundamentalistischen Revolutionären Garden, erstmals einen internationalen Proteststurm ausgelöst, als er Israel als "Geschwür" bezeichnete, das von der Landkarte getilgt werden müsse. Vor einer Woche hatte er schon einmal öffentlich den Holocaust geleugnet und vorgeschlagen, Israel nach Europa zu verlegen. Staaten wie Deutschland und Österreich sollten Teile ihres Landes an die Juden abgeben und damit einen zionistischen Staat in Europa zu ermöglichen.

In einer Rede vor tausenden Menschen in der südostiranischen Stadt Zahedan sagte er nun am Mittwoch, die Europäer hätten den "Mythos" vom Holocaust geschaffen und als Vorwand genutzt, um mitten in der islamischen Welt einen jüdischen Staat zu errichten. In seiner live im Fernsehen übertragenen Rede wiederholte er seine Forderung nach Verlagerung des jüdischen Staates: Wenn der Westen an die Ermordung von sechs Millionen Juden während des Zweiten Weltkrieges glaube, sollte Israel "ein Stück Land in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada oder Alaska zur Verfügung gestellt werden". (APA/dpa/AP)