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Im Irak wird gewählt und schon mit Öffnung der Wahllokale gab es erste Anschläge.

foto: reuters/kheiber

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Wahllokal in Basra

Foto: APA /epa/ Asmma Waguih
Bagdad/Washington - Mit landesweit reger Beteiligung haben die Iraker am Donnerstag ein neues Parlament gewählt. Die Wahlbeteiligung könnte bei über 70 Prozent gelegen haben. Schätzungsweise bis zu elf Millionen der 15 Millionen registrierten Wähler hätten ihre Stimme bei der Parlamentswahl abgegeben, erklärten Mitarbeiter der Wahlbehörde am Donnerstagabend. Offizielle Zahlen gab es zunächst nicht. US-Botschafter Zalmay Khalilzad sagte, die Zahl der Wähler sei "sehr, sehr hoch".

Angesichts der massiven Sicherheitsvorkehrungen verlief die Abstimmung nach Regierungsangaben weitgehend ruhig. Die Wahllokale im Irak blieben in einigen Regionen länger geöffnet. Die Wahlkommission wollte damit allen Wählern eine Chance geben, ihre Stimmzettel abzugeben.

Explosionen in Bagdad

Am Morgen, kurz nach Öffnung der Wahllokale, erschütterten drei Explosionen Bagdad, ohne dass Menschen zu Schaden kamen. In Mosul wurde ein Wachmann vor einem Wahllokal getötet, in Tal Afar kam ein Mann durch Granatenbeschuss ums Leben.

Die US-Regierung sprach von einem "historischen Tag" und verwies auf die hohe Wahlbeteiligung. Mehr als 15,5 Millionen Stimmberechtigte waren aufgerufen, über die Verteilung von 275 Parlamentssitzen abzustimmen. Rund 7650 Kandidaten standen zur Wahl.

Talabani: "Festtag für alle Iraker"

Präsident Jalal Talabani sprach bei der Stimmabgabe in der kurdischen Stadt Suleimaniyah von einem "Festtag für alle Iraker". Er hoffe, dass die Wahl dazu beitragen werde, den Terrorismus zu beenden. Der scheidende Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari sagte, es sei wichtig, dass die Iraker "über die Wahlurnen und nicht durch Bomben" ihren politischen Willen bekundeten.

Ein Mitabeiter der Wahlkommission sprach von einer "sehr großen" Beteiligung. Auch aus der mehrheitlich von Sunniten bewohnten Stadt Falluja wurde ein reger Andrang an den Wahlurnen gemeldet. Die Wahl zum Übergangsparlament im Jänner hatten dort noch fast alle Einwohner boykottiert. Diesmal nahm auch die sunnitische Minderheit rege an den Wahlen teil.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen

Nach Angaben des Innen- und Verteidigungsministeriums verlief die Wahl weitgehend ruhig. "Die Sicherheitslage in den meisten Provinzen ist gut, um nicht zu sagen hervorragend", sagte Innenminister Bayan Baker Sulagh. Terroristen hätten das Gerücht gestreut, das Trinkwasser in Bagdad sei vergiftet. "Da ist nichts dran." Die Sicherheitsmaßnahmen waren schon Tage zuvor drastisch verschärft worden. Die Regierung verhängte nächtliche Ausgangssperren, Landes- und Provinzgrenzen sowie Flughäfen wurden vorübergehend geschlossen.

Nach der Wahl zum Übergangsparlament im Januar und dem Verfassungsreferendum im Oktober gilt der dritte Urnengang binnen eines Jahres als letzte Etappe des politischen Neuanfangs fast drei Jahre nach dem Sturz von Saddam Hussein. Anders als beim Übergangsparlament wurden die Abgeordneten nun für eine volle Legislaturperiode von vier Jahren gewählt. Mehr als 320 Listenverbindungen, Bündnissen und Parteien stellten sich zur Wahl. (APA/dpa/Reuters)