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Foto: dpa/Roland Weihrauch
Nach der Falstaff-Rotweingala vergangene Woche und einer Überblicksverkostung von österreichischen Oberliga-Roten des Jahrgangs 2003 vor wenigen Tagen fällt die Bilanz ziemlich positiv aus ...

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Der Rotwein-Jahrgang erfüllt die Erwartungen, die im Vorfeld herbei geschrieben wurden. Und die Befürchtungen, aus mächtig viel Stoff, vielleicht noch mehr herausholen zu wollen, waren nicht gerade klein, angesichts eines für Rotwein geradezu idealen Witterungsverlaufes und das flächendeckend in allen Gebieten. Die Winzer schienen aber mit dem heißen Jahr 2003 deutlich mehr anfangen zu können und besser zurecht gekommen zu sein als noch mit - dem ebenfalls sehr heißen - 2000, bei dem ich das Gefühl des „Gut gemeint, aber nicht sooo gut“ nicht immer los wurde. Für 2003 manifestiert sich der Zug zum Positiven einmal darin, dass man sich bei hochgepowerten Weinen eingekriegt hat. Der Trend zum „Struktur-Trinken“ ist jedenfalls unüberschmeckbar. Es macht Spaß, eine Rotweinverkostung in vollem Umfang durchzumachen und am Ende fehlt das Feeling, ein Holzscheit anstelle von Zähnen im Mund zu haben.

Auch die immer größere Wertschätzung, die heimischen Rebsorten wie Blaufränkisch, St. Laurent und Zweigelt entgegengebracht wird, ist unübersehbar. Lagen und Rebsortenpotenziale werden immer weiter ausgelotet, und versprechen einiges für weitere Entwicklungen. Ob das jetzt daran liegt, dass Weingarten-Know-How kontinuierlich umfassender wird oder man erkannt hat, dass Konzentration & Co nicht immer und überall notwendig sind, oder ob die früher so hochgejubelten und gleichzeitig verteufelten Technologien überlegter und gekonnter eingesetzt werden, oder auch, ob man akzeptiert hat, dass Weinfans vielleicht seltener zu Alkoholbombern greifen und auch derzeit nicht bereit sind, jeden Preis zu zahlen, sei dahingestellt. Es wird ziemlich sicher eine Mischung aus allem sein. Das Ergebnis ist jedenfalls positiv.

A propos Preis. Erfreulich war auch, dass die Flaschenpreise in einem wirklich gelungenen Jahrgang weitgehend stabil blieben, wenn nicht sogar herabgesetzt wurden. Es waren nicht wenige Spitzenweine dabei, die man schon einmal teurer gesehen hat. Dazu muss ich auch feststellen, dass ich mit dem Klagelied über die viel zu teuren österreichischen Weine nicht viel anfangen kann. Ab-Hof-Preise (und nur die sollte man hier zum Vergleich heranziehen) für Weine von der Qualität eines Blaufränkisch Marienthals oder eines Solitaire beispielsweise oder eines der Top-Rieslinge von Pichler, Knoll, Prager & Co – Beispiele dafür lassen sich noch einige finden - sind mehr als fair kalkuliert. Dass die Weine ab Hof nur schwer zu bekommen sind, ist eine Tatsache bei raren Produkten, aber weder ein Pro- noch ein Kontra-Argument für die Preisstruktur. Negative Gegenbeispiele finden sich natürlich auch, wenn auch immer seltener. Und es gibt auch einige Erzeugnisse, die das verlangte Geld nicht wert sind. Dazu ist aber zu sagen, dass man als Interessent die Weine probieren kann, und auch das Recht hat - und auch die Macht -, einfach nein zu sagen, wenn’s nicht passt.