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Iran wurde mit Mexiko, Angola und Portugal in Gruppe D gelost.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach
Teheran - Die Forderungen nach einem Ausschluss des Iran von der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland haben in Teheran und anderen Städten des Landes große Besorgnis ausgelöst. "Was haben denn unsere Fußballer und die Fans hier mit Ahmadinejad und Israel zu tun?", fragte ein iranischer Sportjournalist am Donnerstag. Er reagierte damit auf die umstrittenen Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad über Israel und den Holocaust, die in Deutschland, Österreich und anderen Ländern für Unverständnis und Empörung gesorgt hatten.

Beruhigende Worte eines FIFA-Sprechers

Die iranische Sportpresse berichtete von der Forderung mehrerer Grünen-Politiker in Deutschland und im Europaparlament an den Weltverband (FIFA), den Iran von dem Turnier auszuschließen. Das sei "schlicht unverschämt", lautete der Tenor in den Blättern. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Hamid-Reza Assefi, der sich gerade in Moskau aufhält, wurde stets vom neuen Stand der Dinge unterrichtet. Für Beruhigung sorgte dann am Donnerstag die Nachricht, dass FIFA-Sprecher Andreas Herren die Forderungen kategorisch ablehnt.

Zweites Jugoslawien?

"Das Thema ist aber noch nicht vom Tisch. Iran könnte ein zweites Jugoslawien werden, die Israelis würden nicht locker lassen", sagte ein anderer Fußball-Journalist in Teheran. Denn auf Grund einer UNO-Resolution durfte Jugoslawien 1992 nicht an der EM teilnehmen.

Testspiel-Absagen

Nach den ersten anti-israelischen Äußerungen Ahmadinejads im Oktober scheint kein Land an einem WM-Vorbereitungsspiel gegen die Auswahl des Iranischen Fußball-Verbandes (FFI) interessiert zu sein. Rumänien hatte auf Anordnung des rumänischen Außenministeriums im November kurzfristig seine Teilnahme an einem Fußball-Turnier in Teheran abgesagt. "Wir hatten ein paar Absagen, deren Begründungen definitiv nichts mit Fußball zu tun hatten", sagte FFI-Präsident Mohammad Dadkan. Die iranische Sportpresse beschuldigt "zionistische Kreise", den Iran vor der WM-Endrunde isolieren zu wollen.

Bisher kein einziger Testgegner

Der kroatische Cheftrainer des iranischen Nationalteams, Branko Ivankovic, teilte der Nachrichtenagentur ISNA nach der WM-Auslosung am vorigen Freitag in Leipzig mit, dass er nach der Veranstaltung mit mehreren Nationaltrainern gesprochen, von allen aber einen Korb erhalten hätte. Die FFI hat dies vehement zurückgewiesen und verkündet, dass nachdem nun die iranischen Gegner - Angola, Mexiko und Portugal - feststehen, Iran seine Vorbereitungsspiele akribisch auswählen werde. Bis jetzt jedoch steht kein einziger Gegner fest.

Die FFI vertritt den FIFA-Standpunkt, Politik habe im Sport nichts zu suchen. Iran habe sich legitim für die WM qualifiziert und sollte dementsprechend auch behandelt werden. "Das ist definitiv korrekt, aber dann sollte sich auch Iran an diesen Grundsatz halten", sagte ein westlicher Diplomat in Teheran. Er bezog sich auf den Fall des iranischen Judo-Weltmeisters Arash Miresmaeili, der bei den Olympischen Sommerspielen in Athen aus Protest gegen Israels Haltung im Nahostkonflikt, den Kampf gegen seinen israelischen Kontrahenten boykottiert hatte. (APA/dpa)