Eines der wenigen Fotos der Hakoah-Mannschaft in Graz. Die jüdischen Kicker brachten den SK Sturm ins Schwitzen. 1938 lösten die Nazis den Verein auf.

Foto: Centrum für Jüdische Studien
Auf der Suche nach Sponsoren und einem neuen Namen stößt man auf die jüdische Geschichte des Platzes.

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Graz - Der Grazer Gemeinderat dürfte in seiner nächsten Sitzung am 19. Jänner mehrheitlich für eine Umbenennung des Arnold-Schwarzenegger-Stadions stimmen. Während ein Antrag der Grünen-Klubchefin, Sigi Binder, auf Aberkennung von Schwarzeneggers Ehrenring der Stadt und eine Umbenennung des Stadions 2004 keine Mehrheit fand, sprechen sich jetzt KPÖ und SPÖ deutlich für einen neuen Stadionnamen aus.

SPÖ-Finanzstadtrat Wolfgang Riedler gehörte schon vor zwei Jahren zu jenen in der SPÖ, die den Gouverneur von Kalifornien als Namensgeber des Stadion loswerden wollten. "Ich habe damals gesagt, ich würde die Schrift eigenhändig abmontieren, dazu stehe ich heute noch. Ich bin ein vehementer Gegner der Todesstrafe und habe große Sympathien für den Vorstoß von Sigi Binder."

Sollte sich die SPÖ als Partei auch diesmal nicht zu einer einheitlichen Abstimmung durchringen, lässt sich der Finanzreferent der Stadt ein pragmatisches Hintertürchen offen: "Man braucht ja dazu keinen Gemeinderatsbeschluss. Aus der Geschäftsführung des Stadions gab es die Idee, einen Sponsor für das Stadion zu finden."

Der Name eines solchen Geldgebers wäre dann logischerweise jener des Stadions. Ein Kompromiss, gegen den auch ÖVP und FPÖ nichts haben, obwohl beide Parteien nicht für eine Umbenennung stimmen werden. "Wir sind gegen eine Umbenennung aufgrund der Hinrichtungen", heißt es aus dem Büro von VP-Bürgermeister Siegfried Nagl.

Allroundsportklub

Eine von der rot-rot-grünen Mehrheit im Stadtparlament begrüßte Variante wäre ein Andenken an den 1938 von den Nazis aufgelösten Grazer Sportverein Hakoah. Anders als die Wiener Hakoah geriet der 1919 in Graz gegründete Allroundsportklub Hakoah beinahe in Vergessenheit. Erst der Historiker Heimo Halbrainer publizierte 2000, anlässlich der Wiederrichtung der Grazer Synagoge, einen Aufsatz über die Geschichte der Grazer Kicker, die in den 1920er-Jahren den SK Sturm besiegten. Halbrainer zum STANDARD: "Auf dem Platz, wo heute das Stadion steht, haben die Hakoahner trainiert, nachdem man ihnen den alten Trainingsplatz weggenommen hatte. Damals gehörte der Platz den Straßenbahnern."

Binder hält ein Hakoah-Stadion für eine "bemerkenswerten Idee". Ebenso begrüßen die KPÖ und Riedler eine Namensgebung, die an die Hakoah erinnert. Trotz der Sponsorensuche, die er vorantreiben will, glaubt Riedler: "Man muss diese Idee unbedingt weiterverfolgen." Begeistert ist auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz, Gerard Sonnenschein: "Mein Vater war bis zu seiner Flucht 1938 Hakoah-Spieler in Graz. Er hat mir oft davon erzählt." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD - Printausgabe, 16. Dezember 2005)