Wien - Die Österreichischen Bundesbahnen werden heuer ein positives Vorsteuerergebnis (EGT) von 10 Mio. Euro erzielen, 2006 soll es noch besser ausfallen. Im Vorjahr wurde ein Minus von 3,5 Mio. Euro eingefahren.

In dem positiven Ergebnis 2005 sind allerdings auch Immobilienverkäufe in Höhe von 60 Mio. Euro (2004: 32 Mio. Euro) sowie die Auflösung von Rückstellungen im Ausmaß von 90 Mio. Euro enthalten. Letzteres sei ausschließlich für die Kosten durch die Bahnreform aufgewendet worden, so ÖBB-Chef Martin Huber Donnerstagabend vor Journalisten.

Für 2006 planen die ÖBB Investitionen in der Höhe von 2 Mrd. Euro, nach 1,8 Mrd. Euro 2005 und 1,9 Mrd. 2004. Mit dem Aufsichtsrat, der Donnerstagnachmittag tagte, sei jedenfalls der Investionsrahmen bis 2010 abgesteckt, betonte Huber. Das nötige Geld dafür soll unter anderem vom Kapitalmarkt kommen.

Schulden werden steigen

Nächstes Jahr will sich die ÖBB von dort 1,6 Mrd. Euro holen. Der Schuldenstand der Bahn beträgt heuer 6,5 bis 7,5 Mrd. Euro und wird weiter ansteigen, erklärte der Bahn-Chef. Alleine 205 Mio. Euro mussten die ÖBB heuer für Zinsen aufwenden.

Das endgültige Budget für 2006 wurde allerdings vom Aufsichtsrat noch nicht abgesegnet. Laut Huber wurde der Plan für den Bereich Personenverkehr abgelehnt, dies sei aber lediglich ein Formalakt gewesen, da erst eine Sitzung nächste Woche ausständig sei. Abgesehen davon ist noch nicht bekannt, wie viel die ÖBB vom Bund bekommen wird. Das wird erst Mitte bis Ende Jänner entschieden. Heuer sind es 1,6 Mrd. Euro (2004: 1,8 Mrd. Euro), Huber glaubt aber nicht daran, dass es diesmal auch wieder so viel sein wird.

2006 will das Unternehmen weiter auf die Kostenbremse steigen, unter anderem soll den überdurchschnittlich langen Krankenständen mancher Eisenbahner verstärkt auf den Zahn gefühlt werden. Denn 10 Prozent der Bahnbediensteten seien für 50 Prozent der Krankenstände verantwortlich. #Wir werden wesentlich strenger prüfen als früher, wir werden aber auch gleichzeitig die Gesundheitsvorsorge für die Mitarbeiter ausbauen, so Huber.

Kostensenkung durch weiteren Mitarbeiterabbau

Weiters sollen Kosten durch einen fortgesetzten Mitarbeiterabbau gesenkt werden. Seit 2003 hat die Bahn rund 6.200 Beschäftigte abgebaut, 2006 sollen es ca. 2.000 sein. Heuer schieden 2.500 ÖBBler aus, wobei 1.000 einen "Golden Handshake" erhielten und der Rest auf natürlichen Abgang beruht. Insgesamt hat sich die Bahn heuer die Verabschiedung der Mitarbeiter durch eine großzügige Abschlagszahlung 30 Mio. Euro kosten lassen. Derzeit haben die ÖBB 46.200 Mitarbeiter.

Diese und andere Einsparungspotenziale ändern aber nichts daran, dass die Bahn die Investitionen in den Infrastruktur-Neuausbau nicht selber tragen kann, betonte Huber. Bisher ist er damit aber bei Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) auf taube Ohren gestoßen. So sollen die Projekte, die bei den ÖBB die höchste Priorität haben - wie etwa die Verbindung Wien - Preßburg (Bratislava) - nicht kommen. "Wir werden aber darum kämpfen", so Huber. Die Frage, ob dies eine Kritik an Grasser sei, beantwortete Huber gewohnt trocken: "Wenn Sie das so sehen."

Massive Kapitalzufuhr notwendig

Und er rechnete vor: Die ÖBB-Bau AG braucht bis 2011/2012 eine "massive Kapitalzufuhr" vom Eigentümer, sprich vom Staat. Besser wäre jedoch, wenn das Geld ab 2007 kontinuierlich fließen würde. Und noch einen Wunsch hat Huber an die Politik: Sie möge doch sein Unternehmen aus dem Nationalratswahlkampf 2006 heraushalten. So richtig schien er aber selbst nicht daran zu glauben.

Besser scheint die Gesprächsbasis mit der Eisenbahner-Gewerkschaft zu sein. Die bisherigen Unterredungen über den künftigen Kollektivvertrag sowie mögliche Änderungen beim Dienstrecht liefen auf "sehr konstruktiver Basis", erklärte Huber. Bis Weihnachten will sich der ÖBB-Boss noch dreimal mit Gewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl treffen, wenn alles gut geht könnte es noch vor Weihnachten ein Ergebnis geben. (APA)