Wallendes, weißes Haar und eine große Hornbrille waren die Markenzeichen von Konrad Zuse. Immer freundlich und nett lächelnd blickte der Computererfinder zu Lebzeiten in die Kameras. Doch als Wissenschafter war Zuse getrieben von seinen Visionen: "Eine Besessenheit braucht man schon", sagt sein Sohn Horst Zuse, Professor für Elektrotechnik an der Technischen Universität in Berlin und Verwalter des Erbes von Konrad Zuse. Er starb vor zehn Jahren – am 18. Dezember 1995 – im Alter von 85 Jahren im osthessischen Hünfeld.

Unterstützt von den Nazis

1941 baute Zuse den ersten funktionierenden Digitalrechner. Der Z3 – Zuse benannte die Geräte fortlaufend – war schließlich der erste funktionsfähige, programmierbare Rechner mit so genannten binären Gleitkommazahlen und Boolescher Logik. Was sich so kompliziert anhört, ist noch heute die grundlegende Technik in jedem Prozessor. Mit seinem "Plankalkül" entwarf er zudem die erste universelle Programmiersprache der Welt.

"Er hatte eine Vision: Er wollte eine Maschine, die kein anderer hat", erinnert sich Horst Zuse. Der Vater, 1910 in Berlin geboren, studierte an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg zuerst Maschinenbau, dann Architektur und schließlich Bauingenieurwesen. Schon im Studium entstand die Idee, eine Rechenmaschine zu entwerfen, die die Ingenieure von der monotonen und mühseligen Arbeit des Zahlenrechnens befreit. Neben seiner Arbeit als Statiker bei den Henschel Flugzeugwerken in Schönefeld stellte er 1938 den mechanischen Rechner Z1 mit begrenzten Programmiermöglichkeiten fertig, der die Befehle von Lochstreifen ablas.

"Zuse Apparatebau"

Zwei Jahre später baute Zuse den Z2, eine verbesserte Version der ersten Maschine mit Telefonrelais. Im gleichen Jahr gründete er seine eigene Firma "Zuse Apparatebau", um programmierbare Rechner herzustellen. Den ersten Z3, der heute als Prototyp eines programmgesteuerten Rechners gilt, stelle er 1941 fertig. Kontakt mit Rechnerspezialisten in Großbritannien und den USA, die an ähnlichen Maschinen wie er bauten, hatte Zuse nicht.

Strom

Zuses Unternehmen mitsamt dem Z3 wurde von einer Bombe zerstört – den neu gebauten Z4 hatte er zusammen mit seiner Familie in Sicherheit gebracht. Die Kriegswirren, die abenteuerliche Flucht nach Bayern auf einen Bauernhof und der fehlende Strom konnten Zuse bei der Umsetzung seiner Vision nicht stoppen. 1949 schließlich gründete der Erfinder in Osthessen die Zuse KG und baute Computer.

15 Jahre später arbeiteten 1.200 Menschen bei Zuse und stellten den ersten Serienrechner der Welt her: den Z 22. "250 Stück gab es davon im Wert von 102 Millionen Mark", sagt sein Sohn. 1957 verlegte Zuse den Firmensitz nach Bad Hersfeld. Sieben Jahre später stieg er als aktiver Teilhaber aus der Firma aus. Die Firma geriet in finanzielle Schwierigkeiten und wurde später von Siemens übernommen.

Schon früh wurde Zuse von Hochschulen zum Ehrendoktor ernannt – bis zu seinem Tod 1995 brachte er es auf acht Ehrendoktortitel und zwei Ehrenprofessuren. Noch kurz vor seinem Tod wurde der Computerpionier mit dem Großen Verdienstkreuz ausgezeichnet.

erbe

Das wissenschaftliche Erbe verwaltet die Konrad-Zuse-Gesellschaft. Auch Hünfeld schmückt sich mit seinem Ehrenbürger: Dort sind nicht nur eine Schule und eine Straße nach dem Erfinder benannt. Auch sein Denkmal steht im Park, und ein neues Hotel trägt seinen Namen. Dort hängen einige seiner Gemälde, denn Zuse malte leidenschaftlich gern. "Kuno See" hieß das Pseudonym, unter dem Zuse abstrakte Bilder und Porträts berühmter Zeitgenossen schuf. (APA/dpa)