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Der tiefe Wasserstand am Bodensee lockt Raubgräber an.

Foto: APA/dpa/Wolfgang Schneider
Frauenfeld/Schweiz - Der tiefe Wasserstand am Bodensee freut Archäologen, denn er begünstigt die Forschungsarbeiten. Die Wissenschafter haben aber auch ein Problem: Der niedrige Pegel lockt immer wieder Raubgräber an, die großen Schaden anrichten, wie Urs Leuzinger, Konservator beim Thurgauer Amt für Archäologie in Frauenfeld, sagte. Der erste "Detektor-Gänger" sei bereits gesichtet und der Polizei gemeldet worden.

Der Bodensee war in der Jungsteinzeit ein wichtiges Siedlungsgebiet. Zahlreiche Funde aus den vergangenen Jahrzehnten weisen darauf hin. Das Absinken des Wasserstandes begünstige archäologische Untersuchungen am Ufer und in den ufernahen Bereichen, sagte Leuzinger.

Hobby-Archäologie

Es komme immer wieder vor, dass Raubgräber mit Metalldetektoren die Ufer absuchten, mögliche Funde ausgrüben, selbst behielten oder über das Internet verkauften, erzählte Leuzinger. Diese Art von Hobby-Archäologie sei in der Schweiz gesetzlich verboten. Bei räuberischen Grabungen würden die Fundobjekte zudem völlig aus dem Zusammenhang gerissen, so dass nachträglich nicht mehr festgestellt werden könne, aus welchen Schichten und aus welchem Umfeld sie stammten.

Aus Sicht der Archäologie entstehe dadurch großer Schaden. Allerdings gebe es auch Hobby-Archäologen, die mit den Fachleuten zusammenarbeiteten, ihre Funde mit den Metalldetektoren markierten und dem Amt für Archäologie zur Bergung meldeten.

Ein Beispiel

Leuzinger erläuterte am Fall des ältestens bekannten Goldbechers in Europa die Problematik: Den Becher entdeckte ein Raubgräber beim Eisenbahnbau 1906 nahe Eschenz. Das 4.000 Jahre alte Gefäß gelangte erst 1977, also über 70 Jahre nach dem Fund, in den Besitz der Behörden. Der Becher könne nicht in einen Zusammenhang gebracht werden, weil nicht bekannt sei, aus welcher Schicht er stamme und ob er sich eventuell als Beigabe in einem Grab befunden habe. (APA/AP)